30 Jahre im Einsatz für den Nächsten
Langjährige und verdiente Mitglieder werden geehrt.Foto: Adrian Brosch
VEREIN "DIENST AM NÄCHSTEN" IN HARDHEIM
Im Rahmen eines Dankgottesdienstes in St. Alban in Hardheim wurden mehrere Jubiläen gefeiert.
Man sieht, wird gesehen, ist sichtbar
Gleich drei Jubiläen feierte der Verein "Dienst am Nächsten" am 27. Oktober 2021 mit
einem von Dekan Johannes Balbach (Buchen) und Pfarrer Christian Wolff zelebrierten Dankgottesdienst im Erftaldom St. Alban
Der Hauptverein besteht seit 30 Jahren, während die Besuchsdienstgruppe für das Hardheimer Krankenhaus vor 20 Jahren gegründet wurde und auch das 15-jährige Bestehen der Hospizgruppe Erwähnung fand. So ehrte Vorsitzender Bernhard Berberich zahlreiche über Jahrzehnte hinweg engagierte Ehrenamtliche.
Zu Beginn wies Bernhard Berberich darauf hin, dass die Geschichte der Vereine ursprünglich 1978
begann: Seinerzeit erfolgte die Gründung des katholischen Krankenvereins, dessen Schwerpunkt von Anfang an auf der Ökumene lag: "In alten Protokollen ist nachzulesen, dass die evangelische Kirchengemeinde ihre Mitglieder zum Beitritt des Krankenvereins aufforderte, um somit die Arbeit der Kirchlichen Sozialstation Hardheim-Höpfingen-Walldürn zu unterstützen", erinnerte er.
1991 wurde der Krankenverein durch den damaligen Ortspfarrer Msgr. Johann Schäfer und den Pfarrgemeinderat neu belebt und erhielt nach einigen Informationsveranstaltungen sowie einer geänderten Satzung den Namen "Verein Dienst am Nächsten".
Wir hören zu, nehmen uns Zeit
Mit Erfolg: "1991 hatte der Verein 443 Mitglieder und wuchs rasch weiter an", blickte Bernhard Berberich zurück. Die neuen Ziele wurden so rührig wie konsequent verfolgt und sahen neben Vorträgen auch die Mitarbeit in Nachbarschafts- und Wohnviertelhilfe vor, ebenso wurden Jubilare besucht.
1996 initiierte der Pfarrgemeinderat zudem beispielhafte Aktivitäten für die Aus- und Übersiedler: "Es ging um die Integration der russlanddeutschen Neubürger in Hardheim unter Beteiligung evangelischer Gruppen, der Kolpingsfamilie und dem Verein Dienst am Nächsten", so Berberich.
Nächster Schritt war der 2001 ins Leben gerufene, lange Jahre von den Diakonen Franz Greulich (Hardheim) und Heinz Willi Salmann (Höpfingen) koordinierte Besuchsdienst im Krankenhaus Hardheim mit zunächst 16 Personen.
Seit 2006 leitet Hiltrud Löffler die Gruppe. "Wir hören zu, nehmen uns Zeit, trösten und sind einfach nur da", betonte sie und empfand die "gespürte Dankbarkeit der Besuchten" als besonders bereichernd. Stets sei es auch gelungen, Ausscheidende mit neuen Ehrenamtlichen nachzubesetzen.
Vier Jahre später, 2005, gründete Diakon Franz Greulich, der den Hauptverein zwischen 1991 und 2009 als Vorsitzender führte, schließlich die ehrenamtlich tätige Hospizgruppe Hardheim, die Sterbende und ihre Angehörigen begleitet. Ergänzt wird sie durch das Seelsorgeteam für Trauerbegleitung, in dem Ehren- und Hauptamtliche tätig sind. Irmgard Farrenkopf als langjährige Aktive schilderte das Tätigkeitsfeld näher.
Auch auf die Flüchtlingshilfe bezogen wird "Dienst am Nächsten" praktiziert: 2009 wurde auf Initiative des verstorbenen Manfred Elseberg, von Renate und Roland Pietschmann sowie von Dr. Bettina Seitz ein Netzwerk gegründet, das sich zunächst auf Sprachbildung und soziale Betreuung vor allem von Familien mit schulpflichtigen Kindern fokussiert hatte.
Zentrale Elemente waren Kontakttreffen, Deutschunterricht und Hausaufgabenbetreuung. 2015 wurde die Arbeit ausgedehnt und in die Gruppe "Hardheim hilft" überführt:
"Wir konnten wertvolle Unterstützung anbieten, als rund 700 Asylsuchende in der Carl-Schurz-Kaserne und 400 Personen in der Gemeinschaftsunterkunft lebten", so Bernhard Berberich.
Ebenfalls 2015 wurde der Treff "Gemeinsam statt einsam" etabliert, der einen Senioren-Koch-Treff vorsieht und nun unter neuer Leitung wieder Fahrt aufnehmen soll. Darüber hinaus wurden Fördermittel für den Bau einer Begegnungs- und Integrationsstätte beantragt, mit deren Hilfe 2017/18 (Tel:201718) die Boule-Anlage am Sportplatz realisiert werden konnte - ein niederschwelliges auch von Nichtmitgliedern gern genutztes und weiter ausgebautes Angebot.
Gleiches gilt für das "Café Connect", aus dem das "Café International" entsprang: Ersteres war eine Plattform der Flüchtlingsarbeit für Hilfe in alltäglichen Situationen und wurde 2018 durch den gering gewordenen Bedarf aufgelöst. Ersetzt wurde das Medium durch das "Café International" in den Räumen des Jugendhauses, die über ein Projekt des Deutschen Roten Kreuzes umgebaut und verschönert wurden.
Viele Angebote
Hier startete die Initiative "Café International", die ihr Angebot ausschließlich an Frauen aus Flüchtlingsländern sowie an Frauen aus anderen Ländern der Welt, die in Hardheim mit ihren Familien und Kindern wohnen, richtet. Coronabedingt findet dieses Angebot derzeit im Pfarrheim statt.
Das aktuellste Angebot namens "Türöffner" wird in Zusammenarbeit mit beiden örtlichen Kirchengemeinden eingerichtet und konzentriert sich nach dem Motto "eine Stunde Zeit" vorwiegend auf Alleinstehende, denen Momente des Glücks und die Gewissheit, nicht allein oder gar vergessen zu sein, geschenkt werden soll.
Herzstück des Gottesdienstes war die Predigt von Dekan Balbach. Der Verein "Dienst am Nächsten" setze der Gesellschaft ein starkes Zeichen entgegen, indem die Augen nicht verschlossen werden. "Man sieht, wird gesehen und ist sichtbar", umschrieb Balbach die Vereinsarbeit. "Aber nur wer Gottes Nähe entdeckt, kann geben und die Freude anderen weitergeben", betonte er. Die Fürbitten galten den Ehrenamtlichen sowie den Verstorbenen.
Ehrungen
Die Ehrungen für langjähriges, segensreiches Wirken übernahm Herbert Frick als Vorsitzender des CKD-Diözesanverbandes Freiburg e.V (Caritas-Konferenzen Deutschlands) gemeinsam mit Bernhard Berberich.
Geehrt wurden
- für 30 Jahre: Diakon Franz Greulich
- für 20 Jahre mit dem Elisabethkreuz des CKD-Bundesverbandes: Hiltrud Löffler, Agnes Ullrich, Christel Geiger, Erna Krebs, Gerhard Weiser, Eva Burgunde Wildner,
Ilse Loser, Hildegard Wanitschek und Steffi Bechtold - für zehn Jahre mit der silbernen CKD-Ehrennadel: Johanna Leiblein, Andrea Klee, Renate Schmiedl, Renate und Roland Pietschmann sowie Gabriele Fleischer.
Sie alle waren oder sind tragende Säulen des Ehrenamts auf verschiedenen Ebenen, was auch Pfarrer Wolff lobte: "Echtes Miteinander und Verantwortung kennen keine Grenze zwischen Konfessionen", ließ er wissen und attestierte dem Verein "Dienst am Nächsten" die "Stärkung des Ehrenamts vor Ort".
Adrian Brosch