Armut macht krank
Armut hat viele Gesichter
Armut …
Finanzielle Armut wird am zu Verfügung stehenden Einkommen gemessen. Armut hat jedoch viele Gesichter. In unserer täglichen ehrenamtlichen Arbeit vor Ort lernen wir immer wieder neue Menschen kennen, von denen wir wissen, dass sie in Armut leben und dass es ihnen nicht gut geht. Wir sehen ihnen ins Angesicht: Dem jungen Mann, der schon fünfzig Bewerbungen versandt hat, und nicht ein einziges Mal zu einem Gespräch eingeladen worden ist. Dem älteren Mann, dessen Arbeitgeber Konkurs angemeldet hat und der nun kaum noch Chancen auf eine neue Arbeitsstelle hat. Die Altenpflegerin, die wegen chronischer Überlastung berufsunfähig geworden ist. Der Rentner, der sein Leben lang gearbeitet hat, und dessen Einkommen trotzdem vorne und hinten nicht ausreicht, um den bescheidenen Lebensstandard zu sichern und zu halten. Die Putzfrau, die trotz mehrerer Jobs finanziell nicht über die Runden kommt, weil ihre Arbeit schlecht bezahlt ist. Die allein erziehende Mutter, die gerade eben das Allernötigste für ihre drei Kinder aufbringen kann, weil für eine Arbeit schlicht die Zeit fehlt. Den Mann aus dem mittleren Osten, den Flucht und Vertreibung nach Deutschland verschlagen hat. Der gerne arbeiten würde, es aber aus gesetzlichen Gründen nicht darf. Die Hausfrau, die ihre Eltern pflegt, rund um die Uhr beschäftigt und gefordert ist - und deren Arbeit mit keinem Cent belohnt wird.
… macht krank!
Wir brauchen wohl keine Statistik zu lesen, um der These der Caritas zustimmen zu können, dass die Auswirkungen von Armut krank machen. Ständige Überlastung, Sorgen und Ängste, wie es weitergehen soll, sind ungesund für Körper, Geist und Seele. Keine Arbeit und wenig Geld zu haben bedeutet oft auch: von den anderen alleine gelassen zu werden, nicht mehr dazu zu gehören, nicht mit dabei sein zu können.
Die Armutsfrage führt uns zu den Wurzeln unserer ehrenamtlichen und karitativen Arbeit. Unsere Stärke im Netzwerk der Caritas-Konferenzen ist es, in gelebter Beziehung mit den Menschen zu sein, die in Not sind. Wir können mit unserem Einsatz dazu beitragen, dass Menschen trotz Armut und Krankheit in unserer Gesellschaft eingebunden bleiben und teilhaben können. Wir können Menschen dabei unterstützen, dass sie eine neue Chance für einen persönlichen Aufbruch bekommen. Und somit selbst einen Schritt für die eigene Gesundheit tun können.
Gesundheit …
Kein Mensch ist immer gesund. Sicher kann kaum ein Mensch von sich sagen, dass er überhaupt keine körperlichen Beschwerden oder Einschränkungen hat. Wesentlich ist aber, dass sich der Mensch "in seiner Haut wohl fühlen" kann: Das ist hier gemeint, wenn wir von Gesundheit sprechen. Und dazu gehört weit mehr als die Abwesenheit von Krankheiten. Es geht neben dem körperlichen Wohl ganz wesentlich um das seelische, geistige und soziale Wohlbefinden eines jeden Menschen - um das "heil sein" an Leib und Seele.
… miteinander teilen!
Genau an dieser Stelle trägt unser Ehrenamt zur Gesundheit der Menschen vor Ort bei. Materielle und praktische Hilfen können die Gesundheit der Menschen vor Ort verbessern und die Lebensqualität insgesamt erhöhen. Wir können Brückenbauer zum Gesundheitswesen sein, damit Menschen einen Zugang zu den Hilfen finden, die ihnen gesetzlich zustehen. Wir können im Alltag dazu beitragen, dass Menschen in Notlagen gesund essen, sich in Würde kleiden oder sich erholen können. Im Mittelpunkt für ein gesundes Leben steht immer die Begegnung und Beziehung, in gegenseitiger Achtung und Rücksicht. Liebe, Verständnis, Mitgefühl und Geduld brauchen wir alle zu einem gesunden und glücklichen Leben.
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