Eine Herzensfrage
Für die CKD muss man jung sein
Ich kann mir Ihr erstauntes Gesicht vorstellen: meinen Sie das wirklich ernst? Ein Blick in unsere Konferenzen zeigt doch eher ein anderes Bild: Frauen und Männer, die häufig die 60 überschritten haben. Das Berufsleben ist vorbei, die Kinder sind aus dem Haus, und nun kann ich meine Zeit und Energie ehrenamtlich anderen widmen: behinderten, kranken und alten Menschen, Neuzugezogenen, Wohnungslosen, Flüchtlingen.
Ich bleibe aber dennoch bei meiner These: Für die CKD muss man jung sein. Und das meine ich nicht nur als utopische Träumerei, sondern ernst.
Bestätigt werde ich zunächst von der Lebensgeschichte unserer Patronin, der heiligen Elisabeth von Thüringen. Schauen Sie sich doch mal ihr Bild an: eine junge Frau. Und wenn Sie so wollen: Sie ist jung geblieben. Gerade mal 24 Jahre ist sie alt geworden, weil sie sich ganz für die Menschen eingesetzt hat. Wenn die CKD also eine junge Frau als Patronin haben, bleibe ich dabei: Man muss jung sein für die CKD.
Was ist denn jung? Wenn jemand unter 20 oder 30 Jahre alt ist? Die Erfahrung zeigt, dass die Anzahl der Lebensjahre allein noch nicht viel über den Menschen aussagt. Unsere Konferenzen sind da übrigens ein gutes Beispiel. Häufig begegne ich dort Menschen, die schon viele Jahrzehnte auf dieser Welt leben und dementsprechend ein großes Maß an Lebenserfahrung gesammelt haben, aber immer noch offen sind für Veränderungen in Welt und Kirche. Ich bin sehr stolz auf unseren Verband. Mit solchen Menschen macht es Spaß zu arbeiten, und man kann mit ihnen gut an einer Kirche bauen, die auch in Zukunft die Herzen der Menschen erreicht.
Aber noch einmal: Was oder wer ist jung? Ich erinnere mich an meine Eltern. Wenn ihre Enkel zu Besuch kamen und mit ihnen auf dem Fußboden spielen wollten, sagte mein Vater immer: "Der Opa ist schon alt und kann sich nicht mehr so gut bücken." Damit hat mein Vater eigentlich eine schöne Definition gegeben. Wer alt ist, kann sich nicht mehr bücken. Und jung sein bedeutet dann dementsprechend: sich noch bücken können.
Aus dem Leben der heiligen Elisabeth wird eine Szene überliefert, über die ich immer schmunzeln muss. Bei ihrer Ankunft am Thüringischen Hof wurde Elisabeth schon erwartet. Besonders die drei Söhne des thüringischen Landgrafenpaares Hermann, Ludwig und Heinrich Raspe waren total neugierig auf die ungarische Königstochter. Als Elisabeth dann aus der Kutsche ausstieg, vergaß Ludwig, ihr späterer Mann, vor lauter Aufregung, dass er einen kleinen Ball in den Händen hielt. Der Ball fiel ihm aus den Händen, und ehe überhaupt jemand reagieren konnte, sprang Elisabeth hinzu, hob den Ball auf und gab ihn dem verdutzten Ludwig wieder zurück. Ludwig wird sich sicher gefreut haben, nicht aber die Landgräfin Sophie: "Lass das sein!" sagte sie barsch, "Das machen bei uns die Diener."
Elisabeth hat das Bücken nie verlernt, auch später als erwachsene Frau nicht. Doch da waren es dann nicht mehr kleine Bälle, sondern die Menschen, zu denen sie sich gebückt hat: Kranke, Arme, Sterbende ... Damit stellte sie sich ganz in die Tradition ihres Meisters. Wie oft erzählt die Bibel, dass sich Jesus gebückt hat. Kindern hat er in seine Arme genommen und gesegnet. Wie oft hat er sich zu Kranken gebückt, um sie zu berühren und zu heilen. Und denen, die als Sünder verachtet und bloßgestellt wurden, hat er die Vergebung ihrer Schuld zugesprochen.
Sich bücken - o ja, das können die Frauen und Männer in unseren Caritas-Konferenzen. Mag sein, dass es mit dem Rücken oder den Knien nicht mehr so ganz hinhaut. Aber das wichtigste Organ für das "sich bücken können" oder besser noch: für das "sich bücken wollen" sind nicht die Gelenke, sondern ein junges Herz. Das ist unser wichtigstes Markenzeichen, unsere corporate identy. Denn für die CKD muss man jung sein.
Prälat Dr. Stefan Dybowski
Geistlicher Begleiter CKD-Bundesverband