Teilen Sie Ihre Begeisterung!
"Kostet zu viel Zeit", "nicht genügend Ressourcen" oder schlicht "bringt nichts" sind Antworten, die wir oft hören, wenn wir Vereine nach ihren Kommunikationsaktivitäten fragen.
Die heute schier unendlichen Möglichkeiten, mit der Öffentlichkeit in Kontakt zu treten, verursachen zusätzlichen Stress. Wir verstehen das und möchten trotzdem eine Lanze für die Öffentlichkeitsarbeit brechen. Denn man kann das Thema in kleinen Schritten angehen und dabei bereits viel erreichen. Und das Beste: Die wichtigste Zutat für gute Kommunikation bringen Sie selbst bereits mit: Ihr ganz persönliches "Warum".
Mein "Warum": Erzählen Sie Ihre Geschichte
Öffentlichkeitsarbeit ist im Grunde nichts anderes, als gute Geschichten zu erzählen. Als Ehrenamtliche im sozial-caritativen Bereich erleben Sie täglich besondere Momente, kommen anderen Menschen und ihren Schicksalen nah und lernen ganz unterschiedliche Lebensentwürfe kennen. Ihre eigenen Erfahrungen und Erlebnisse aus der ehrenamtlichen Arbeit sind die wertvollste Basis, um andere Menschen zu begeistern. Wenn Sie sich mit Begeisterung engagieren, können Sie auch andere Menschen für Ihr Thema gewinnen. Erzählen Sie von Ihrem "Warum"! Klingt in der Theorie schlüssig, für die Praxis möchten wir Ihnen aber noch ein paar Tipps mit auf den Weg geben, wie Sie die klassischen Hürden überwinden können.
Klassische Hürden für gute Kommunikation und wie Sie sie überwinden können
Hürde Nr. 1 - Kein Ziel
Kommunikation ist kein Selbstzweck. Aus dem Gedanken "Ups, wir müssen mal wieder einen Newsletter versenden, weil wir das schon seit drei Monaten nicht mehr gemacht haben" heraus entsteht kein ansprechender Beitrag.
Vergegenwärtigen Sie sich Ihr übergeordnetes (Kommunikations-)Ziel. Möchten Sie Ihre allgemeine Bekanntheit steigern? Suchen Sie nach engagierten Mithelfer*innen für ein neues Projekt? Gibt es aktuell eine Spendenkampagne? Mit dem Ziel im Blick fällt es leicht, die passenden Botschaften und Kanäle auszuwählen.
Hürde Nr. 2 - Keine Zeit
An der fehlenden Zeit scheitern viele gute Ideen. Hier hilft, die vorhandene Zeit so effektiv wie möglich zu nutzen: Vorlagen, Pläne und gutes Wissensmanagement erleichtern Ihnen die Kommunikationsarbeit.
Es bietet sich an, aus der Kommunikation eine Routine zu machen. So wie Sie wöchentlich Ihre Pflanzen bewässern oder monatlich die Buchhaltungsbelege abheften, können Sie sich regelmäßig zusammensetzen und besprechen: Was ist passiert, wovon können wir erzählen? Was passiert in der Zukunft und bietet uns Stoff für die Öffentlichkeitsarbeit?
Hürde Nr. 3 - Keine Zuständigkeit
Wie oft haben Sie sich nach einer Veranstaltung gewünscht, jemand hätte die schönen Momente mit der Kamera festgehalten? Oder haben eine Anmeldefrist für einen Infostand verpasst, weil Sie dachten, jemand anderes kümmert sich darum?
Denken Sie über die Rollen nach, die Sie brauchen (zum Beispiel Aktualisierung der Website, Beantwortung der Presseanfrage) und vergeben Sie jeweilige Zuständigkeiten.
Unsere Tipps:
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Suchen Sie die versteckten Talente, die in Ihren Mitstreiter*innen schlummern und kitzeln Sie sie heraus.
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Widerstehen Sie der Versuchung, einen Posten des/der Kommunikations- oder Pressebeauftragten zu schaffen und ihm/ihr alle Aufgaben zu übertragen. Kommunikation funktioniert besser im Team, wenn verschiedene Menschen ihre Stärken einbringen können.
Hürde Nr. 4 - Kein Protagonist für die Geschichte
Womöglich haben Sie das Gefühl, dass Sie in Ihrem Engagement zwar viele Geschichten erlebt haben, diese aber nicht weitererzählen können, da sie zu persönlich sind oder es schlichtweg kein Happy End gibt.
Wie wäre es, wenn Sie stattdessen sich selbst als Protagonist*in in den Mittelpunkt der Geschichte stellen? Sprechen Sie also nicht über oder für eine andere Person, sondern sprechen Sie darüber, was Sie in Ihrem Ehrenamt bewegt, was Sie gelernt haben und was andere über Ihr Thema wissen sollten.
3, 2, 1 …
Der Startschuss für Ihre Öffentlichkeitsarbeit
Wenn Sie bis hierhin weitergelesen haben, haben Sie alles, um zu starten. Sie müssen es nur noch selbst umsetzen. Damit Ihre Öffentlichkeitsarbeit kein Hürdenlauf, sondern eine bunte Erlebnisreise wird, geben Sie ihr den Raum, den sie verdient und gehen Sie das Thema mit Gelassenheit an.
Zum Abschluss unsere wichtigsten Tipps für einen erfolgreichen Einstieg in Ihre Öffentlichkeitsarbeit:
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Das A und O für gute Öffentlichkeitsarbeit ist und bleibt ein gutes Teamklima. Legen Sie deshalb großen Wert auf ein achtsames und wertschätzendes Miteinander, denn je höher die intrinsische Motivation ist, desto attraktiver können Sie sich auch nach außen präsentieren.
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Setzen Sie die Zielgruppenbrille auf: Wenn ich Menschen gewinnen möchte, was wünschen sie sich denn? Was spricht sie an? Was ist ihnen wichtig? Versetzen Sie sich in die Lage ihres Gegenübers. Der Gedanke an die Zielgruppe dient Ihnen zukünftig als Entscheidungshilfe in Ihrer Kommunikation.
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Machen Sie es sich zur Gewohnheit, in Ihrem Bekanntenkreis von Ihrem Ehrenamt zu erzählen. Denken Sie daran, was Sie an Ihrem Ehrenamt begeistert. Wenn das im Freundeskreis gelingt, ist es kein großer Schritt mehr, auch mit Fremden ins Gespräch zu kommen. Nutzen Sie das beim nächsten Gespräch an einem Infostand oder wenn Sie eine Anekdote aufschreiben.
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Legen Sie sich Geschichten zurecht. In einer ruhigen Minute können Sie sich die wichtigsten Informationen und Schlagworte zu der Geschichte, die Sie erzählen wollen, zurechtlegen und probeweise formulieren. Im nächsten Gespräch geht die Geschichte dann einfach von den Lippen!
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Suchen Sie sich ein Format oder einen Kanal aus, auf den Sie Lust haben. Wie wäre es, wenn Sie eine Fotostrecke für Facebook erstellen? Oder sich in kurzen, pointierten Tweets versuchen? Probieren Sie einfach mal etwas Neues aus!
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Kontrollieren Sie Ihre Außenwirkung. Wissen Ihre Freunde, wo Sie sich engagieren? Wie sehen die Website oder das Poster aus? Sind diese Kanäle attraktiv für Außenstehende, und warum (nicht)? Sammeln Sie ehrliches Feedback und aktualisieren Sie alles, womit Sie sich nicht repräsentiert fühlten.
Autorin: Luisa Blendinger und Katrin Gildner
Gründerinnen von www.erzaehldavon.de, Tübingen
Die Urheberrechte dieses Textes liegen bei den Autorinnen Luisa Blendinger und Katrin Gildner.
Publiziert in: Ehrenamt setzt sich ein! Sozial aktiv - politisch wirksam, Jan. 2021