Wo die Nähe zählt. Wohnen und sozialer Zusammenhalt.
Die CKD brachte hierzu zum Auftakt im Januar 2018 ein 77-Seiten starkes Handbuch für Ehrenamtliche sowie die erste Ausgabe der Mitgliederzeitschrift CKD-Direkt zum Thema "Wohnen und sozialer Zusammenhalt" heraus. (Zum Inhaltsverzeichnis, Vorwort, Rahmen- und Bestellinfos gelangen Sie über die Infobox des neuen Handbuchs auf der rechten Seite)
Der Ruf nach bezahlbarem Wohnraum ist unüberhörbar. Unser Wohnflächenbedarf im Land hat sich in den letzten 65 Jahren auf heute durchschnittlich 45 qm/Person verdreifacht. Gleichzeitig gibt es enorme sichtbare und unsichtbare Leerstände bei Gewerbe- als auch bei Wohngebäuden.
Wir versiegeln laut Statistischem Bundesamt auf die letzten vier Jahre gesehen durch Wohn-, Geschäfts- und Straßenbau, Parkplätze, usw. im Mittel ca. 66 Hektar pro Tag! Jeden Tag wird also deutschlandweit die Anbaufläche eines mittleren Bauernhofes für Natur- und Landwirtschaft unbrauchbar. Jeden Tag! Das Ziel der Bundesregierung daher: bis 2030 die Flächenversiegelung auf unter 30 ha/Tag zu bringen und 2050 sogar auf null Hektar/Tag.
Die Lösung des Mangels wird zukünftig deshalb nicht allein im Bau neuer Stadtquartiere und Wohngebiete liegen können.
Weiter sind wir in der Ehrenamtsarbeit mit zunehmender Anonymität, Vereinsamung, Armut und Inklusionsbedarfen in der Stadt und auf dem Land konfrontiert.
Mutigere Formen des Zusammenwohnens
Wir brauchen daher ein Umdenken im Bereich (Zusammen)Wohnen. Wir brauchen mutigere, kreativere Formen des Zusammenlebens. Wir brauchen Vorbilder und Menschen, die verschiedene Wohn- und Lebensformen kennen, vorleben und anderen mitteilen. Wir brauchen (ehrenamtliche) Initiativen und Strukturen, die Menschen in verschiedenen Lebensphasen helfen, die für Sie passende Wohnform kennenzulernen; die bei Veränderungswünschen auch finanziell helfen und unterstützen. Ideen "Wie aus Leerstand Wohnraum wird" mit Themen wie Haus im Haus, gemeinschaftliches Wohnen, Hausprojekte, Wohngemeinschaften-Plus, Syndikatsmodelle, "Wohnen für Hilfe" oder "Wohnschule" und interaktive Methoden wie der "Bodenzeitung zu Wohnformen" sind erste Ideen hierzu (CKD-Ehrenamtshandbuch 2018).
Investieren in den sozialen Zusammenhalt
Sozialer Zusammenhalt und "soziale Ressourcen werden nicht mehr allein aus traditionellen Familienzusammenhängen und Nachbarschaften heraus geschweißt, man muss in sie investieren und das nicht nur individuell […] sondern auch als Wohnungswirtschaft, als Kommune, als Kirchengemeinde" (Prof. Klie, CKD-Ehrenamtshandbuch 2018, S.14). Vor diesem Hintergrund engagieren sich CK-Gruppen und Projekte in Besuchs- und Begleitdiensten, Nachbarschaftsprojekten, Solidaritäts- und Flüchtlingsinitiativen und hoffentlich bald auch als Brücke, die Menschen in verschiedenen Lebensphasen hilft, die für Sie passende Wohnform kennenzulernen, die bei Veränderungswünschen finanziell, ideell sowie tatkräftig Unterstützung vermittelt. Dies alles führt zu mehr Nähe, sozialem Zusammenhalt sowie Beteiligung im Sozialraum.
Was kann Ehrenamt hier leisten?
CKD-Ehrenamtliche sind oft in denselben Netzwerken wie Immobilienbesitzer(innen), kirchliche oder kommunale Entscheider(innen) und können diese mit Informationen, speziellen Hinweisen oder Ideen aus dem neuen CKD-Ehrenamtshandbuch und konkreten, authentischen Bedarfsgeschichten aus ihrer CK-Arbeit erreichen.
Ehrenamtliche erreichen neben den eigenen Bekannten durch ihre aufsuchende Arbeit in ihren Diensten viele Menschen in ihrem Wohnumfeld. Sie treffen dort z. B. auf Alleistehende, deren Kinder aus dem Haus sind und/oder deren Partner bereits gestorben ist. Manche sind einsam, manche können die Wohnung alleine nicht halten, oder manchen ist die Pflege des großen Hauses einfach zu viel. Oft fehlen die Ideen oder der Mut etwas zu ändern.
Sie sind nah dran!
CK-Gruppen unterstützten bereits die Nachbarschaftshilfe. Sie und Ihre Mitstreiter(innen) können bei entsprechender Sensibilisierung eine Brücke bilden und je nach Situation selbst oder über organisierte Infoveranstaltungen, zu denen Sie einladen, informieren. Sie können vermitteln, Mut machen und eigene Ideen oder Impulse aus diesem Handbuch bei Betroffenen, in der Kirchengemeinde oder der Kommune zur Sprache bringen. Oftmals lässt sich durch alternative Wohnmodelle, (finanzielle) Bürgschaften, Nachbarschaftshilfe oder kleine bauliche Änderungen neuer Wohnraum gewinnen und die Lebensqualität durch neue Mitbewohner steigern - zum Wohl aller Beteiligten.
Fragen Sie bei Kirchengemeinde und Kommune nach!
Fragen Sie, welche Ideen oder Strategien Ihre Kommune oder Kirchengemeinde hat, das Vertrauen von Eigentümern mit vermietbarem Leerstand zu gewinnen, damit diese Wohnräume zur Vermietung anbieten bzw. Wohnraum schaffen. Dies könnte beispielsweise durch aufsuchende Mietvertrags- und Wohnberatung, kostenlose Konfliktberatung, Kautions- und Mietbürgschaften, eine/n fest installierten, zuverlässigen Ansprechpartner(in) auf der Kommune speziell für Mietverhältnisse für Personengruppen, die es schwer haben auf dem Wohnungsmarkt oder andere Maßnahmen geschehen. Gelingt es Kirchengemeinde und Kommune in Zusammenarbeit mit hauptberuflichen und ehrenamtlichen Akteuren wieder Vertrauen zu den zahlreichen privaten Eigentümern von Wohn- oder Gewerberaum aufzubauen und Unterstützung zuzusagen, werden vielerorts bisher sichtbare und unsichtbare Leerstände (wieder) vermietet und sorgen für mehr bezahlbaren Wohnraum sowie sozialen Zusammenhalt.
Kommunikationswandel in Nachbarschaften
Durch veränderte lokale Kommunikation und Beteiligung vor allem der jüngeren und mittleren Generation spielen digitale Plattformen in der Nachbarschaftshilfe eine zunehmend stärkere Rolle. Für viele Jüngere ist inzwischen das persönliche Klingeln an Wohnungstüren der Nachbarschaft, um etwas zu erfragen eine größere Hürde, als eine in ihrem Alltag gewohnte Anfrage via digitaler, sozialer Plattformen. Dieser Kommunikationswandel auch in der ehrenamtlichen Arbeit zu berücksichtigen, ist eine wichtige Aufgabe bezüglich einer Stärkung des sozialen Zusammenhalts. Im neuen CKD-Ehrenamtshandbuch 2018 gibt es hierzu mittels eines Fachartikels "Nachbarschaft 2.0" von Prof. Klie, Praxisbeispielen und der Aktion "Sozialraumerkundung mit Themenbrille - virtueller Raum" erste Anregungen.
Stadt und Land in den Blick nehmen
Nicht nur der Wohnraummangel in der Stadt, sondern auch die Leerstände auf dem Land sollten gleichermaßen betrachtet werden. Es braucht deshalb auch Ideen und Initiativen, um Wegzugsregionen zu stärken und attraktiver zu gestalten. Hierzu gehört für die jungen Erwachsenen, die bleiben, zurückkommen oder neu zuziehen wollen, neben einem aktiven Dorfleben ein schlüssiges Mobilitätkonzept, eine gute Breitbandanbindung, geeignete Ausbildungs-/Arbeitsmöglichkeiten mit zeitgemäßen Angeboten wie Coworking Spaces, DorfUnis oder Otelos. Ebenfalls so wichtig wie niedrige Mieten auf dem Land sind mietbare, attraktive Wohnformen in ländlich gelegenen Dörfern und Kleinstädten für Wohngemeinschaften, Singles oder neu Zugezogene.
Das CKD-Handbuch im Überblick
Für Gruppenstunden, runde Tische, Großveranstaltungen, Gottesdienste oder Infoabende finden die Leserinnen und Leser:
- spannende Fachartikel von Expert(inn)en und methodische Hinweise zur Vorbereitung
- Spirituelle Impulse, Zitate, Texte in unterschiedlicher Länge und mit unterschiedlichem Bezug zum Thema
- konkrete Praxisbeispiele aus unterschiedlichen Diözesen
- Aktionsideen zum Jahresthema und einen fertigen Gottesdienstbaustein für den Caritas-Sonntag mit spirituellem Text und Gebeten;
- weitere Informationen mit Tipps und Links