Elisabeth Böhler
Wer Geschichten aus den CKD erzählen kann, der hat etwas erlebt - mit den Menschen in seiner Nachbarschaft und mit anderen Ehrenamtlichen. Bei meinem Telefongespräch mit Elisabeth Böhler hatte ich sehr schnell das Gefühl: Hier ist jemand, die kennt sich aus, die hat viel erlebt und viel bewegt. Dieser Eindruck verstärkte sich, als ich einen dicken Briefumschlag mit Zeitungsberichten, Bildern, Kopien und handschriftlichen Notizen in den Händen hielt.
Lesen Sie doch selbst!
Elisabeth Böhler, Jahrgang 1937, aufgewachsen im Badischen, verschlug es als junge Frau gemein-sam mit ihrem Mann in die Großstadt nach Mannheim. Vielleicht hat es ja mit dem Namen ‚Elisabeth‘ zu tun, dass ihr Herz für die Menschen schlägt, die in Not sind, Unterstützung und Begleitung brauchen. In ihrer Pfarrgemeinde ‚12 Apostel‘ stellte sie 1973 den Besuchsdienst für einsame und kranke Menschen auf die Beine, 1981 war sie federführend an der Gründung einer Kleiderkammer und drei Jahre später an einem Möbellager beteiligt. Engagiertes Tun und Ideen für das, was die Menschen in der Nähe brauchen. Das war ihr ein Anliegen. Doch allein ging das alles nicht - nur in der Gemeinschaft mit Gleichgesinnten. Und die fand Elisabeth Böhler in ihrer Gemeinde und darüber hinaus in den CKD.
Mit der "Zwölf-Apostel-Gruppe" trat sie 1983 dem CKD-Diözesanverband bei. Dank ihres Talents, Menschen zusammenzuführen, wurde sie bereits 1986 zur stellv. Dekanatsvorsitzenden und 1994 zur Vor-sitzende der CKD im Dekanat Mannheim gewählt. Zwei Jahrzehnte hielt sie die Fäden für die 25 ehrenamtlichen Gruppen zusammen. Mit großer Offenheit und voller Tatkraft griff sie aktuelle Herausforderungen auf und vertrat die Interessen der Ehrenamtlichen wie der von Not Betroffenen in verschiedenen Gremien des Dekanats und im Diözesanverband.
Menschen zusammenbringen, das hieß für Elisabeth Böhler auch, ihnen Wertschätzung für ihre geleistete Arbeit entgegen zu bringen. Die Etablierung einer ausgeprägten Anerkennungskultur in den CKD-Mannheim geht quasi auf ihr Konto. Ihre Nachfolgerinnen setzen diese Tradition fort Auch ihnen ist die Anerkennung und Würdigung von CKD-Frauen und -Männer sehr wichtig. Würdigungen bei Gottesdiensten - so erfuhr auch die jeweilige Heimatgemeinde, was in ihrem Namen Gutes für andere Menschen geschah. Bei der Verleihung des Elisabethkreuzes an sechs Mitarbeiterinnen der Besuchs-dienstgruppe in St. Laurentius im Jahr 2000 z. B. überreicht sie zusätzlich auch an jede eine Rose mit den Worten: "Unsere Rosen sind unsere Zeit , mit der wir Hilfe vermitteln, Nähe geben, Geh-hin-Kirche sind und Menschen froh machen".
Wannenbademöglichkeit im Herschelbad - eine wohltätige "Seifenoper" so die Tageszeitung
So etwas hatte ich noch nie gehört und dachte eher an die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts als an ein heute noch aktuelles Angebot: Sieben Wannenbäder im Hallenbad für Menschen. die keine eigene Bademöglichkeit haben, weil sie in einer Wohnung ohne Bad wohnen oder wohnungslos sind.
1997 war die Zahl der Badenden in den Wannenbädern im städtischen Herschelbad zurückgegangen und auch damals schon musste die Stadt Mannheim sparen. Sie wollte die Putzfrau versetzen und den Wannenbadebereich schlichtweg schließen. Dass es nicht dazu kam, ist u. a. Elisabeth Böhler zu verdanken. "Menschen die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, soll nicht auch noch ein solches "Kulturgut" wie ein Wannenbad, genommen werden" - so Elisabeth Böhler. Beim Ortstermin mit dem Chef des Bades und den Verantwortlichen vom Bäderamt wurde dann Klartext gesprochen! Elisabeth Böhler sagte zu, Ehrenamtliche für die Mitarbeit zu gewinnen. Nach intensiver Diskussion konnte man sich auf eine Reduzierung der Wannenbäder, den Umbau und die Neuausstattung der Räume, Vereinbarungen für genutzte Handtücher und eine klare Regelung der Öffnungszeiten einigen. Die Grundreinigung bleibt in der Hand des Bades! Ehrenamtliche sind keine Putzfrauen. Die Ausdauer und das Verhandlungsgeschick von Elisabeth Böhler hatte sich im Interesse der Wohnungslosen gelohnt! Sieben CKD-Frauen und ein Mann betreuen bis heute die Badegäste mit Herz und klaren Regeln für alle Nutzer(innen). Nach der Aufhebung der Corona-Beschränkungen, die ein Umdenken im Ablauf erforderten, wird es weitergehen. Selbst nach der Sanierung des Herschelbades, die für die nächsten Jahre geplant ist, bleiben die Wannenbäder erhalten. Für die Sanierungszeit wird schon über eine Übergangslösung beraten.
Eine andere Geschichte aus der Feder von Elisabeth Böhler
2009: "Es war an einem Donnerstagnachmittag, wenige Tage vor Weihnachten. Der Andrang in unserer Kleiderkammer hatte schon merklich nachgelassen. Wir sortierten rasch, was vor dem Fest in ein paar Tüten noch abgegeben wurde und wunderten uns über eine junge Frau, die niemand von uns kannte und die sichtlich viel Zeit hatte. Seit zwei Stunden suchte sie in den Regalen und an Ständern nach Brauchbarem für sich und ihren kleinen Jungen. Sie war Rumänin und konnte sich kaum verständlich machen. Aber unsere - schon fast berufsmäßige Neugier war geweckt. Wir erfuhren, dass sie nur das besaß, was sie anhatte. Das war für die Jahreszeit entschieden zu wenig.
Mich von ihrer Misere selbst überzeugen wollend, brachte ich sie nach Hause, oder eben dorthin, wo sie wohnte: Hochhaus 11. Stock. Außer Küche - mit einem völlig leeren Kühlschrank - einem winzigen Kinderzimmer und der Toilette, sind alle Türen abgeschlossen. Nur in der Küche gab es Licht. Die Heizung war abgestellt. Ihr Mann sei fast immer fort - wo, das wisse sie nicht, Manchmal wohl auch im Gefängnis. Dann habe sie auch kein Geld. Alle gut vernetzten Hilfemöglichkeiten bedacht - ging alles sehr schnell. Noch vor den Feiertagen bezieht die junge Frau mit ihrem Kind einen warmen gemütlichen Raum eine Einrichtung für junge Mütter, wo man sich ihrer verständnisvoll annimmt. Und ein weiteres Mal sind wir froh, eine Kleiderkammer zu haben."
2014: Mehr als ein Stück Brot - Frühstück vor dem Unterricht - so hieß das Projekt der 12 Apostel-Gemeinde und der Werkrealschule in Mannheim-Vogelstang gegen zunehmende Kinderarmut.
Mittwochs ein reichhaltiges Frühstücksbuffet, gerichtet von vier Ehrenamtlichen der CKD, einigen Lehr-kräften und Schüler(inne)n aus gespendeten Brötchen, Obst, Saft und anderen leckeren Dingen. Bis zur ersten großen Pause werden ca. 150 ca. Schüler und Schülerinnen beköstigt.
Doch nicht nur vom Engagement kann Elisabeth Böhler erzählen. Auch die gemeinsamen Ausflüge ob nach Heidelberg oder zum Katholikentag, das monatliche Caritasfrühstück, Besinnungstagstage oder die Impulse bei gemeinsamen Treffen sind für sie mit lebhaften Erinnerungen an ein gutes Miteinander und den Austausch in der Gruppe verbunden.
Überzeugungstäterin mit lebendigem Tatendrang und unermüdlicher Kreativität, die den Leitgedanken christlicher Nächstenliebe mit Leben erfüllt - so wurde Elisabeth Böhler 2014 bei ihrer Verabschiedung vom Mannheimer Bürgermeister Michael Grötsch genannt.
2006 wurde ihr die Goldene Ehrennadel des Deutschen Caritasverbandes e.V. für ihr jahrelanges und immer an den Bedürfnissen der Menschen orientiertes ehrenamtliches Engagement verliehen.
2017 zeichnete Ministerpräsident Winfried Kretschmann sie im Auftrag von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für ihr besonderes bürgerschaftliches Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz aus. In seiner Ansprache betonte er "Demokratie lebt nicht vom Zuschauen, sondern vom Mitmachen".
Heute lebt Elisabeth Böhler in ihrer Geburtsstadt am Bodensee.
Und CKD-Geschichten hat Elisabeth Böhler noch viele zu erzählen. Immer spielen die Menschen in ihrer Nähe darin die erste Geige!
Bernadette Hake, Referentin CKD-Diözesanverband