Ein Verband erzählt ...
Seit 100 Jahren stärkt der CKD-Diözesanverband Freiburg die Caritas-Konferenzen in den Gemeinden der Erzdiözese Freiburg.
In diesem Jahr begeht der CKD-Diözesanverband Freiburg sein 100-jähriges Bestehen. Die Geschichte des Verbandes lässt sich in zwei Zeitabschnitte einteilen, deren Eckpunkte jeweils 50 Jahre auseinanderliegen und deren Zeiten durch gesellschaftlichen Wandel gekennzeichnet sind.
Die Stärke der CKD ist die Nähe zu den Menschen
2016: Diözesanes Treffen in Rastatt
Eine Zeitreise durch die wichtigsten Stationen seiner 100-jährigen Geschichte
1921
Die Elisabethfrau ist ehrenamtliche Familienpflegerin und Sozialarbeiterin. Sie geht in die Familien hinein, die Gesundheit und das Wohlergehen der Frauen und Kinder liegt ihr am Herzen.
Alles begann 1921 im humanitären und wirtschaftlichen Desaster, das der erste Weltkrieg den Menschen in Europa hinterlassen hatte. Die sozialen Folgen von Insolvenz, Arbeitslosigkeit und politischer Instabilität waren überall spürbar, gleichzeitig begann der Wandel Deutschlands zur modernen Demokratie.
Die Sozialpolitik war ein zentrales Thema der Zeit, auch innerhalb der katholischen Kirche. Der Gründung des Deutschen Caritasverbandes 1897 war 1903 die Gründung des Caritasverbandes für die Erzdiözese Freiburg e.V. gefolgt. Der Verband (Verein) war die Organisationsform der Zeit.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts waren in Deutschland auch in den katholischen Gemeinden caritative Vereine gegründet worden, die auf die Konferenzen von Vinzenz von Paul und Louise de Marillac zurückgingen und Frauenvinzenzkonferenzen oder Elisabethvereine genannt wurden und heute meist Caritas-Konferenzen heißen.
In Freiburg im Breisgau gab es seit 1892 mehrere Caritas-Konferenzen in den Stadtgemeinden. Hier engagierte sich ab 1910 eine Ehrenamtliche, die als Sozialarbeiterin (Armenfürsorgerin) für die Stadt Freiburg tätig war und gute Kontakte zu Kirche und Caritas besaß. Das war Mathilde Otto. Sie war eine sehr umtriebige Person, die neben dem CKD-Diözesanverband Freiburg e.V. auch den CKD-Bundesverband (1931) und die Gemeinschaft der Elisabethschwestern (1925) ins Leben rief.
Im Oktober 1921 lud sie die badischen Vertreter der Elisabethvereine und ihre geistlichen Beiräte nach Karlsruhe ein, um hier den "Verband der Elisabeth- und Frauenvinzenzvereine in der Erzdiözese Freiburg" zu gründen.
Zur Gründung eines selbständigen Verbandes ist es damals aber nicht gekommen. Der Landes- (Baden) bzw. Diözesanverband der Caritas-Konferenzen wurde in die Geschäftsstelle des Caritasverbandes für die Erzdiözese Freiburg e.V. als Teil des Referats Familienhilfe (später Altenhilfe) integriert.
1971
Die Mitarbeiterin der Caritas-Konferenz arbeitet für den Besuchsdienst ihrer Gemeinde. Sie geht zu den Senioren nach Hause, ins Heim, ins Krankenhaus. Sie ist Mitglied des Sozialausschusses des Pfarrgemeinderats. Geistlicher Begleiter der Gruppe ist der Pfarrer.
Am 11.08.1971 wurden die "Caritas-Konferenzen der Frauen, Diözesanverband" unter der Nummer 729 ins Vereinsregister der Stadt Freiburg eingetragen. Der CKD-Diözesanverband Freiburg e.V. war auf dem Weg zum unabhängigen Fachverband mit partizipativer Selbstvertretung.
Die Gremien des Verbandes (Vorstand, Diözesanrat und Mitgliederversammlung) wurden als Selbstverwaltungsorgane der Ehrenamtlichen etabliert, die Geschäftsführung übernahmen weiterhin die Leiter(innen) des Referats Familienpflege bzw. Altenhilfe bis 1987 Agnes Penkert-Osterholt als erste unabhängige Geschäftsführerin des Verbandes tätig wurde. Das Jahr 1971 steht ebenfalls für eine Zeit des gesellschaftlichen Wandels, mit dem sich das Selbstverständnis der Sozialarbeit, der Kirche und der Caritas änderte.
Im Zuge der Frauenemanzipation prägten frühe starke Frauenpersönlichkeiten wie Ursula Walther (Freiburg), Agathe Syren (Mannheim) und Berta Habermehl (Achern) den Verband. Sie standen auch starken CKD--Dekanatsverbänden vor, die bis heute den Ortscaritasverbänden angeschlossen sind und von diesen finanziell und personell unterstützt werden.
Für die letzten zwanzig Jahre sind Marianne Brunner (Renchen) und Brigitte Vögtle (Freiburg) als starke Frauenpersönlichkeiten zu nennen, die dem CKD-Diözesanverband vorstanden. Dass heute die CKD auch für Männer offen ist, zeigt sich an unserem Vorsitzenden Herbert Frick, der aktuell die Geschicke des Verbandes leitet.
Die wiederkehrenden Themen der Vorstandssitzungen der letzten 50 Jahre sind die Gewinnung neuer Mitarbeiter(innen), die Öffentlichkeitsarbeit, die Ökumene, die Reaktionen auf aktuelle Ereignisse (wie die Hilfe für die Vietnamflüchtlinge 1979 oder die Flüchtlingskrise 2015), die Zusammenarbeit mit dem CKD-Bundesverband, anderen Fachverbänden, der Caritas, den Gemeinden und Dekanaten, spirituelle Themen, Fortbildungen, Ehrungen, Wallfahrten, Austauschtreffen, die jährliche Caritassammlung, Besinnungstage, Budgets für Caritas-Konferenzen, Prävention, Datenschutz und vieles andere.
Wer bei der CKD aktiv war, der blieb mit großer Wahrscheinlichkeit bis ins hohe Alter dabei. Hohe Jubiläen von Gruppen und Mitarbeiter(innen) sind keine Seltenheit mehr, viele aktive Mitarbeiter(innen) konnten für 40 Jahre geehrt werden.
2021
Die Caritas-Konferenz ist neue Wege gegangen. Nach der Auflösung des traditionellen Besuchsdienstes wurde ein Türöffner-Projekt ins Leben gerufen. Ein Organisationsteam aus fünf Ehrenamtlichen der Gemeinde stellt maßgeschneiderte Kontakte her zwischen Menschen, die besucht werden wollen und solchen, die diese besuchen möchten. Das Team ist als Caritas-Konferenz in den CKD organisiert.
Die Angebote der Caritas-Konferenzen variieren nach Ort und Zeit, sie reagieren auf Not, sind vor Ort den Menschen nah. Die Aufgabe des CKD-Diözesanverbandes ist die Unterstützung dieses Tuns.
Daran hat sich bis heute nichts geändert. Allerdings befinden wir ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter(innen) der Caritas uns auch heute gemeinsam mit unserer Kirche in Zeiten des Strukturwandels und Aufbruchs. In Verbindung mit dem Prozess Kirchenentwicklung 2030 baut die Erzdiözese Freiburg auf das Engagement Ehrenamtlicher in den Gemeinden. Und die Unterstützung Ehrenamtlicher in katholischen Gemeinden, das ist unsere Kernaufgabe.
2031
Die Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter der Caritas-Konferenz sind gut mit dem Gemeindeteam und mit anderen sozialen Akteuren innerhalb ihres Sozialraums vernetzt. Sie bieten eine Vielfalt von Begegnungsmöglichkeiten vor Ort innerhalb der großen Pfarreien. Sie sind wichtige Ansprechpartner.
Wir freuen uns auf die nächsten 100 Jahre.
Dorothea Bohr
Geschäftsführerin
Freiburg, 21. Februar 2021