Von den Schafen lernen
Drei Thesen - Anregungen zum Nachdenken
Mit Abstand die häufigste Erwähnung von allen Tieren in der Bibel findet das Schaf oder Lamm. Im Alten Testament ist es ein Bild des Erbarmens und der Fürsorge Gottes. Im neuen Testament sind das Schaf und sein Hirte vor allem ein Bild der Liebe Jesu zu den verlorenen Menschen. Er ist der gute Hirte, der für seine Schafe sein Leben lässt.
Ich habe mir dazu Gedanken gemacht.
Was können wir von den Schafen lernen?
Vielleicht lassen wir uns einmal auf folgende Thesen ein:
Schafe haben nicht nur die Eigenschaft folgsam zu sein. Eine Eigenschaft von Schafen ist, dass sie gemeinsam in einer Herde leben. Die Herde gibt ihnen Schutz, denn nur, wenn alle in der Herde zusammenstehen, sind sie sicher. Ein einzelnes Schaf ist hilflos den Raubtieren ausgeliefert.
Daher ist meine erste These: Wir stehen füreinander ein.
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Wir Menschen können von den Schafen lernen, füreinander da sein. Das tun wir in den Caritas‐Konferenzen. Wir schauen in unserem Sozialraum: Wo fehlt den Menschen etwas zu einem guten Leben? Wo ist jemand in Not? Wo ist jemand einsam? Wo kann ich mich einbringen?
Wir beschützen uns gegenseitig nicht vor Raubtieren, aber vor anderen Gefahren, die uns bedrohen wie z. B. Nichtbeachtung in unseren Gemeinden oder Angriffe von rechts. Es braucht Mut, für andere Menschen einzustehen. Da können wir auch ganz schön "bockig" sein und uns vehement für unsere Mitmenschen einsetzen. Doch es lohnt sich, und jeder weiß aus Erfahrung, wie gut es tut, wenn ein anderer Mensch für einen da ist. Auch wenn wir nur im Kleinen gegen Ungerechtigkeit vorgehen, können wir für einen Menschen schon die Welt verändern. Wir, in den Caritas‐Konferenzen haben darin Übung.
Auch Schafe gibt es in verschiedensten Farben und Größen, sie haben keine Rangordnung, alle sind einander gleichgestellt. Trotzdem leben sie in der Herde zusammen.
Daher meine zweite These: Wir stehen zusammen.
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Wenn alle zusammenstehen, können wir mehr bewirken, dass merken wir als Verband und als Netzwerk von Ehrenamtlichen immer wieder. Trotzdem müssen wir nicht gleich sein. Jeder Unterschied bereichert unsere Gemeinschaft, und nur in der Gemeinschaft kann man gegen heutige Probleme vorgehen und so die Lebensqualität für unser Umfeld verbessern. Auch wenn jemand ganz andere Ideen hat, wie CKD‐Arbeit gelingen kann, eine andere Art miteinander ins Gespräch zu kommen oder einen anderen Glauben zu leben, in unserer Gemeinschaft gibt es Platz für jeden, der oder die im christlichen Geist denkt und handelt.
Die Schafherde wird von ihrem Hirten beschützt. Er kehrt auch um, um verirrte Schafe zurückzuführen, denn jedes einzelne ist wichtig.
Daraus folgt meine dritte These: Wir geben aufeinander Acht.
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Wenn wir merken, dass ein Mensch verloren geht, sollten wir auf ihn zugehen, ihm die Hand reichen und unsere Hilfe anbieten. Es gibt viele Gründe, warum jemand vom geraden Weg abkommt: Alter, Krankheit, Arbeitslosigkeit, zu viele Katastrophen auf einmal oder weil sie aus einem anderen Land kommen und unsere Sprache noch nicht richtig sprechen können. Hier sind wir gefragt zu erkennen, was wir für die Menschen tun können, wie wir Integration möglich machen können, in unseren Gruppen, in unseren Gemeinden, in unserem Sozialraum.
Wir wollen nicht alle Eigenschaften der Schafe übernehmen, vor allem dürfen uns nicht treiben lassen, daher ist meine letzte These: Wir finden einen gemeinsamen Weg in die Zukunft.
Um den richtigen Weg in die Zukunft zu finden, wollen wir alle mit in unser Netzwerk einbeziehen,
- alle stehen füreinander ein,
- alle stehen zusammen und
- alle geben aufeinander acht.
Jeder und jede sollte ein Platz in der Herde unseres Netzwerkes finden, egal welche Hautfarbe, Religion, Behinderung oder Geschlecht ein Mensch hat. Nur mit dieser Offenheit wird die Erde ein weiteres Stück zum Paradies. Wir müssen nicht immer folgsam sein, vor allem dann nicht, wenn wir merken, dass der Weg in eine falsche Richtung geht. Die Welt kann nur für alle bunter werden, wenn alle mitgestalten.
Morgenimpuls bei der CKD-Bundestagung 2019 in Paderborn
Helga Gotthard
Vorsitzende CKD-Diözesanverband Paderborn