Mission MitMensch
Papst Franziskus schreibt in seiner Botschaft zum Weltmissionssonntag 2019 unter der Überschrift "Getauft und gesandt: Die Kirche Christi auf Mission in der Welt":
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Es ist ein Auftrag, der uns direkt angeht: Ich bin immer eine Mission; du bist immer eine Mission; jede Getaufte und jeder Getaufte ist eine Mission. Wer liebt, setzt sich in Bewegung, es treibt ihn von sich selbst hinaus, er wird angezogen und zieht an, er schenkt sich dem anderen und knüpft Beziehungen, die Leben spenden. Niemand ist unnütz und unbedeutend für die Liebe Gottes. Jede und jeder von uns ist eine Mission in der Welt, weil wir Frucht der Liebe Gottes sind.
Dass jede und jeder von uns eine Mission ist und nicht eine Mission hat, das setzt einen neuen Akzent: Nicht ich habe etwas, das mich hervorhebt vor denen, die es nicht haben. Zu groß ist die Gefahr, mit dem, was man hat, zufrieden zu sein, was dem Gedanken der Mission (= Sendung) ebenso entgegensteht wie die Vorstellung, das mir Einsichtige zum allein Wahren und Gültigen zu erheben.
Wir sind Mission heißt vielmehr: Unsere Einstellungen, die Art und Weise wie wir miteinander umgehen, sind Zeugnis eines lebendigen − oder furchtlosen − Glaubens.
Aufbruch und Liebe
Wir leben in bewegten Zeiten in unserer Kirche, so hört man oft sagen. Zugleich gibt es Gemeinden und Gemeinschaften, Hauptamtliche und Ehrenamtliche, die wie gebannt fest halten an Formen und Riten. Wo spüren wir und andere etwas von der Lebendigkeit, die von sich selbst hinaustreibt, mutig und vertrauend? Wo ist das freie Spiel zwischen Angezogen-Sein und Anziehend-Sein erfahrbar? Können wir uns dem Zwang widersetzen, alles aufrechtzuerhalten?
Mission hat mit Aufbruch zu tun. Und mit Liebe. "Wer liebt, setzt sich in Bewegung… schenkt sich dem anderen und knüpft Beziehungen, die Leben spenden", wie Papst Franziskus weiter schreibt. Wenn ich an die vielfältigen Aufgaben denke, die Frauen, Männer und Jugendliche in den Caritaskonferenzen vor Ort übernehmen, dann ist genau das der Kern ihres Tuns: Zu den Menschen hingehen, die oft am Rand stehen, weil sie krank, alt oder fremd sind.
Den Menschen nahe
Den Menschen nahe sein - so buchstabieren die Caritas-Konferenzen heute ihre Mission in der Nachfolge ihrer Gründungspersonen Vinzenz von Paul und Louise de Marillac, sowie ihrer großen Vorbilder wie Elisabeth von Thüringen. Letztere hat ihren Hofpalast verlassen, um den Armen nahe zu sein. Wird an uns der Ruf gestellt, unsere Gemeindehäuser zu verlassen und uns noch näher bei den Menschen anzusiedeln in Räumen der Stadt oder eines Vereins?
Den Menschen nahe sein - so wie Gott uns Menschen aus Liebe nahe gekommen ist in Jesus Christus. Gott lässt sich nicht im goldenen Kalb verehren, sondern im Säugling, der in Windeln gewickelt im Stall die ersten Tage seines Lebens zubringt.
Den Menschen nahe sein, weil wir "Frucht der Liebe Gottes sind". Diese Liebe aufspüren in den Augen, Händen und Herzen der Arm-Gewordenen, der Leidenden und Vereinsamten, das ist unsere tägliche Mission. Zuhören, trösten und lindern, die Stimme erheben gegen Unrecht und jegliche Form von Missbrauch - so vielfältig lässt sich unsere Mission umsetzen. So vielfältig sind die Gaben des Geistes, die er nach seiner Weisheit Frauen und Männern, Jugendlichen und Senioren zuteilt.
Die Sorge um die Schöpfung als neues Werk der Barmherzigkeit
Wie weit das Feld der Mission gewachsen ist, zeigt mir ein Blick in unsere weltweite Verbundenheit mit der AIC (Association Internationale des Charités). Immer mehr werden sozial-karitative Initiativen zusammen gesehen mit Themen der Nachhaltigkeit und der Ökologie. So lautete ein Referat zum Jubiläumsjahr anlässlich 400 Jahre vinzentinisches Charisma: "Caring for Creation as a New Work of Mercy - Die Sorge um die Schöpfung als neues Werk der Barmherzigkeit”. Darin griff der Referent die Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus aus dem Jahr 2015 auf. Die Sorge um unser gemeinsames Haus, die Erde, wird zur Mission, die jenseits aller sprachlichen, weltanschaulichen oder anderweitigen Grenzen alle angeht.
Du bist Mission - mit allen Freuden, Fehlern, Unsicherheiten, mit allem Mut und ganzer Kreativität. (Papst Franziskus in Evangelii Gaudium)
Tauschen Sie sich in Ihren Gruppen vor Ort oder zu zweit aus:
- Wie bin ich heute Mission? Es kann anders sein als vor zwanzig oder vierzig Jahren.
- Wo bin ich verwurzelt?
- Wofür schlägt mein Herz?
Dorothea Welle
Geistliche Begleiterin CKD-Diözesanverband Freiburg