... am Ende des Lebens
Die drei Dienste des Helfens gehören zu unserem alltäglichen Engagement - besonders als CKD-Mitglieder. Wir besuchen alte und kranke Menschen. Wir begleiten Menschen in Notlagen und beim Sterben. Wir trösten Menschen mit Leiderfahrungen und Verzweifelte. Wenn sich das Ende eines Lebens ankündigt, sind unsere guten Absichten vor außergewöhnliche Herausforderungen gestellt, z. B. den richtigen Zeitpunkt für einen Besuch wählen, eine angemessene Mimik und Gestik bei Begrüßung und Verabschiedung zeigen, die passenden Worte des Trostes finden. Ja, mit dem Helfen ist es manchmal nicht so einfach.
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Sehnsucht nach Spiritualität
Wann macht helfen glücklich und wann kann es zur Belastung werden? Wenn Grenzsituationen zu erwarten sind, wächst in uns die Sehnsucht nach Spiritualität. Bin ich dem Leid gewachsen? Oder werde ich vom Leid der anderen "erschlagen"?
Erwartungen an meine Spiritualität
Spiritualität gehört zum Leben - wie das Atmen. Sie gehört zum Menschsein - zu jedem Menschen, egal welcher Religion. Sie ist die "Grundinspiration" (nach Thomas Dienberg, Anzeiger für die Seelsorge, 7/8-2018), sie ist die Sehnsucht - das Sehnen und Suchen nach dem Sinn des Lebens, nach dem persönlichen Glück. Spiritualität beinhaltet einerseits eigene Anstrengungen, aber auch das Sich-beschenken-lassen.
"Wes Geistes Kind bin ich?"
Nicht nur an Pfingsten singen wir "Veni creator spiritus" - "Komm, Schöpfer Geist!" Wir bitten den Heiligen Geist, er möge Vorhandenes stärken und Neues schaffen. Unsere Antwort auf die Frage "Wes Geistes Kind bin ich?" muss ohne Einschränkung lauten: ein Kind des Heiligen Geistes! Er inspiriert uns von Grund auf. Er schafft in uns die "Grundinspiration". Spiritualität bedeutet Begegnung mit dem Geist Gottes.
Meine Wurzeln und Quellen
Meine Spiritualität umfasst mein ganzes Leben, meine Haltung, meinen Alltag, meine Begegnungen mit anderen Menschen. Sie öffnet mir Ohren und Augen für die Begegnung mit Gott. Sie schenkt Hilfestellung bei Entscheidungen für meine Lebensgestaltung; Spiritualität gibt meinen Wurzeln den erforderlichen Halt und weist mir den Weg zur Quelle.
Parabel von der Tulpenzwiebel
Bei unseren Besuchen erleben wir, dass Menschen mit Gott und der Welt hadern ("Warum ich?") oder lebens-müde sind ("Warum holt mich Gott nicht?"). Gott sei Dank, wenn wir dann die richtigen Worte finden. Aber wie geht es uns selbst in solch ausweglosen Situationen? Folgende Parabel kann zum Nachdenken anregen - bei anderen und für uns selbst: "Stellen Sie sich eine herrlich blühende Tulpe vor! Und dann schauen Sie auf die Tulpenzwiebel: wie ein Dreckklumpen, den man nicht beachten und wegwerfen würde - wenn man es nicht besser wüsste. Die Zwiebel ist wie unser jetziges Leben. Manchmal zum Wegwerfen. Und doch: Wir ahnen, dass sich in dieser Zwiebel etwas Wunderschönes verbirgt, etwas, das in uns die Hoffnung nährt, wir haben noch etwas Wunderbares vor uns!" (dem Buch "Der Weg" von W. P. Young entnommen).
Und wer besucht, begleitet und tröstet mich?
Anderen zu helfen kann glücklich machen - wenn ich auf mich selbst achte, also "achtsam" bin für meine Potentiale und meine Schwächen. Hilfe anzunehmen ist für manchen wie ein Eingeständnis von "Hilfsbedürftigkeit". Rat und Tat anzunehmen wirkt jedoch als persönliche "Tankstelle": Wir brauchen den Austausch, die Gemeinschaft, das Zuhören, das Verständnis und das Einfühlungsvermögen der anderen. Es ist beruhigend, wenn wir uns angenommen fühlen. Voraussetzung ist das Offensein für andere, das Vertrauen, dass andere es gut mit uns meinen, das Vertrauen in unseren Glauben und auf die Verheißungen Jesu Christi. Er hält sich an seine Zusage "Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch Ruhe verschaffen!" (Mt 11,28). Gläubige Menschen leben und sterben leichter, sagen Pfleger und Ärzte in onkologischen Stationen.
Trauer und Trost
"Trauert nicht wie die anderen, die keine Hoffnung haben", schreibt Paulus (1 Thess 4,13). Er verweist auf die Auferstehung und auf die zu erwartende Herrlichkeit. Als CKD-Mitglieder bezeugen wir diese Hoffnung mit unseren Besuchen, unserem Begleiten und mit unserem Trost. Glücklich, wer diese Hoffnung geschenkt bekommt - glücklich, wenn wir selbst aus dieser Hoffnung leben. "Tröstet also einander mit diesen Worten!" (1 Thess 4,18).
Tauschen Sie sich in Ihren Gruppen vor Ort oder zu zweit aus:
- Bei unseren Besuchen erleben wir, dass Menschen mit Gott und der Welt hadern.
Was macht mich daran besonders betroffen? Was kann ich gut verstehen?
- Spiritualität gehört zum Leben!
In welchen Situationen meines Lebens erlebe ich Spiritualität als tragend und hilfreich?
- Trost spenden - eine wirkliche Herausforderung
Wie merke ich, dass der andere sich getröstet fühlt?
Josef Gebauer
Stellvertretender Vorsitzender CKD-Bundesverband,
Diakon, CKD St.-Lukas Fulda-Aschenberg