Zusammen gegen Corona
Austauschrunde beim Treffen der PflegehelferinnenFoto: Gerda Dilger
Auch die Treffen der Pflegehelferinnen sind von den Kontaktbeschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie betroffen. Sie vermissen die oft einzigen Begegnungen außerhalb der Pflegefamilie.
Das Mehrgenerationenhaus Markdorf wurde am 17.03.2020 geschlossen. Unser letztes Treffen am 11.03.2020 begleitete Gertrud Ossmann als Deutschbegleiterin.
Und nun? Wie erleben Pflegehelferinnen die Corona-Pandemie? Was wird mit unserem Hilfeangebot?
Vor Ostern erreichte ich per Telefon, die eine oder andere Helferin. Eine Angehörige erzählte mir, dass ihre Helferin und alle polnischen Helferinnen nach Hause gefahren sind. Sie vermisst ihre Helferin sehr, könne aber verstehen, dass dort auch eine Familie in Unsicherheit lebt.
Dana* aus Rumänien ist geblieben. Sie benötigt das Geld für ihre Familie. Alles ist bis jetzt gut, Versorgung in Gesundheitsdingen ist hier besser als Rumänien, so Dana am Telefon.
Elena* aus Bulgarien habe ich in der Stadt getroffen. Sie wollte Ostern zu Hause verbringen, aber es gab keine Rückkehrmöglichkeit. Sie und ihre Kollegin haben dies sehr bedauert. Sie waren verunsichert, denn sie hatten keinerlei Unterstützung im Umgang mit dem Corona-Virus. Sie gab mir ihre Mail-Adresse, damit ich Kontakt halten kann.
Mara* ist in ihrer Pflegefamilie gut vernetzt. Zuhause hofft sie, dass niemand erkrankt.
Ich bot an, dass alle mich privat anrufen können, wenn sie Hilfe, ein Gespräch oder die Nachbarschaftshilfe für den Einkauf benötigen. Sie freuten sich, waren dankbar, dass außerhalb unserer Treffen sich jemand kümmert.
Bei meiner Teilnahme am Fachgespräch: "Pflegekräfte aus Osteuropa in Privathaushalten - Status Quo und Perspektive" im Bundeskanzleramt in Berlin im Mai 2019 ahnte ich noch nicht, dass dieses Netzwerk mir Hilfe, Unterstützung und Informationen in den unterschiedlichen Sprachen zu kommen lässt. Gute Pflegearbeit ist auch in dieser schwierigen Zeit in Deutschland ohne die Pflegekräften aus Polen, Rumänien und Bulgarien nicht möglich.
Die Gleichbehandlungsstelle für EU- Arbeitnehmer bei der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration hat für die Jahre 2019 und 2020 den thematischen Schwerpunkt "Pflegekräfte aus Polen in Deutschland" gewählt. Dr. Jessica Langner von der Gleichbehandlungsstelle hatte meinen Kurzvortrag über die Situation der Pflegekräfte aus Osteuropa in Privathaushalten gehört und nahm jetzt zu mir Kontakt auf. Sie sandte mir Informationen mit der Bitte, sie an Interessierte weiterzugeben zu. Lesen Sie selbst!
Website Bundesministerium für Gesundheit
www.zusammengegencorona.de/informieren/information-for-foreign-careworkers
Darüber hinaus informiert die EU-Gleichbehandlungsstelle in elf EU-Sprachen über Themen wie Hygiene, Ansteckung etc., Arbeitnehmer(innen), Selbständige und zum Öffentlichen Leben:
www.eu-gleichbehandlungsstelle.de/eugs-de/informationen-zu-corona
www.integrationsbeauftragte.de/ib-de/amt-und-person/informationen-zum-coronavirus
Gerda Dilger
Projektleiterin Initiative "Gelebte Solidarität mit Pflegehelferinnen aus Osteuropa"
* Die Namen der Pflegehelferinnen wurden geändert.