Deutschkurs für Pflegehelferinnen
Lernatmosphäre bei den PflegehelferinennGerda Dilger
Die Haushaltshilfen und Pflegehelferinnen kommen überwiegend aus Polen, aus Rumänien und Bulgarien. Sie haben ganz unterschiedliche Berufe, aber keine von ihnen kommt aus dem Pflegebereich. Die deutsche Sprache können sie kaum sprechen und besondere Probleme haben sie mit unserem ortsgebundenen alemannischen Dialekt.
Die Vorbereitungen für die Deutschbegleitung und die unterschiedlichen Fachthemen treffe ich selbstständig anhand von Wünschen, Anregungen der Teilnehmerinnen selbst. Dazu zählt auch die Zusammenstellung von Übungsmaterialien. Außerdem berate ich mich mit Gertrud Ossmann, die auch als Deutschbegleiterin aktiv ist.
Arbeitsmaterial für den DeutschkursGerda Dilger
Arbeitsmaterial für den DeutschkursGerda Dilger
Wir beginnen immer mit einer Ankomm- oder Vorstellungsrunde. Für die Pflegehelferinnen ist es wichtig, von ihrer Situation berichten zu können. Dabei ist gutes Zuhören und Achtsamkeit unsererseits gefragt. Oft ist diese Runde die einzige Möglichkeit für die Pflegehelferinnen, über sich selbst und ihre Arbeit zu sprechen. Als engagierte Mitarbeiterin im CKD-Besuchsdienst in St. Georg Bermatingen und aus meiner langjährigen Erfahrung als Projektinitiatorin habe ich diese Runde schätzen gelernt. Für die Tipps und die Unterstützung bei Besinnungs- oder Oasentagen oder durch Fachreferate des CKD-Diözesanverband bin ich immer wieder dankbar.
An den 42 - 44 Treffen pro Jahr im Mehrgenerationenhaus in Markdorf nehmen im Schnitt sieben bis acht Frauen teil. Das hört sich im ersten Augenblick nicht nach einer großen Zahl an. Doch für diese Frauen ist es wichtig sich kennenzulernen und voneinander zu wissen. In den Pflegefamilien gibt es relativ häufig immer wieder personelle Wechsel.
In der Ankommrunde nennt jede ihren Vornamen, ihre Nationalität, wo sie arbeitet und wie lange sie schon in Deutschland ist. Manchmal berichten sie von konkreten Problemen wie von Diebstahlvorwürfen, von der Alkoholproblemen der Pflegebedürftigen, von häuslicher Gewalt oder von zu wenig Haushaltsgeld. Dann gilt die Schweigepflicht für alle! Darin sind besteht Einigkeit. Wichtig ist, dass die Pflegehelferinnen in den Gesprächen erleben, dass andere ganz ähnliche Erfahrungen machen.
Ich habe immer Flyer von FIZ Stuttgart "Hilfe für Frauen in Not-Helfen Sie helfen" oder Faire Mobilität Stuttgart, wo man Hilfe erfahren kann, zum Verteilen dabei.
Die Zeit zum Zuhören ist hier sehr wichtig. Das Treffen ist eine Plattform, um sich gegenseitig zu stützen und zu stärken. Anschließend. findet die Deutschbegleitung statt. Wenn das Bedürfnis nach Austausch besonders groß ist, dann kommt sie manchmal leider etwas zu kurz.
Von mir vorbereitete und ausgedruckte Arbeitsblätter kommen bei der Deutschbegleitung zum Einsatz. Manch eine der Frauen hat sich einen Ordner angelegt, um das Gelernte in Ruhe wiederholen oder um einfach bei Bedarf nachsehen zu können.
Für den Pflegealltag bedeuten die fehlenden oder mangelhaften Sprachkenntnisse, sich entweder selbst nicht verständlich machen zu können oder aber - und das ist noch viel schwieriger - die alten Menschen nicht zu verstehen und ihnen dann nicht gut helfen zu können. Die Bildersprache und langsames Sprechen sind wichtig und hilfreich.
Ein Arbeitsblatt, das immer wieder für den Pflegealltag dienlich ist: die Bezeichnungen der Körperteile. Gemeinsam suchen wir die Bezeichnung für das jeweilige Körperteil, benennen es und schreiben es auf. Es werden Fragen und Sätze formuliert. Und dann üben wir miteinander. Gleiches gilt für Wohnungsgegenstände, Obst, Gemüse, Textilien, Jahreszeiten, Natur … Es gibt viele Möglichkeit, kreativ eine Stunde lang eine Deutschbegleitung zu gestalten. Ich selber lerne in der Vorbereitung immer wieder dazu. Das Engagement hält mich geistig fit und lebendig.
Für die Pflegehelferinnen ist es immens wichtig, gut mit den Pflegebedürftigen kommunizieren und so ihren Wünschen und Bedürfnissen gerecht zu werden. Auch gehört der Einkauf zu ihren Aufgaben. Je besser sie die Gegenstände benennen können, desto leichter lässt sich der Einkauf bewältigen.
Gerda Dilger