Was kann uns Hoffnung geben - Ein Blick auf die heilige Elisabeth
Elisabeth von Thüringen, die Verbandspatronin der CKD, ist eine Frau, die im 13. Jahrhundert gelebt hat, in einer Zeit, die uns kaum mehr zugänglich ist. Und doch sind ihre Haltungen heute noch für uns von großer Bedeutung. Auch sie lebte in einer Phase großer Umbrüche. Viele Menschen fühlten sich im Hochmittelalter in ihrer Existenz bedroht. Hunger, Naturkatastrophen, epidemische Krankheiten, Kriege und vieles mehr, erzeugten in den Menschen Hilflosigkeit und Ängste. Es gab Verirrungen und Missstände in der Kirche, die Pracht und die Macht der Kirche wurden ausgebaut. Von vielen Geistlichen wurde die Furcht vor der Hölle und die Nichtswürdigkeit des Menschen und seine Sündhaftigkeit verkündet. Es gab immense gesellschaftliche Veränderungen durch die bürgerliche Freiheitsbewegung und das Entstehen großer Städte. Aber da war ein sehr großer Unterschied zu heute: Praktisch alle Menschen waren damals von der Geburt bis zum Tod christlich geprägt und sie lebten in der Hoffnung nach ihrem Tod weiterzuleben.
Es entstanden Reformbewegungen in den Orden aber auch in großen Bevölkerungskreisen. Viele Menschen und besonders viele Frauen wollten ein religiöses Leben führen. Neue Frömmigkeitsformen wurden gesucht, nicht nur in den Klöstern, sondern auch in der Welt. Demut, Liebe und Keuschheit waren die Tugenden, die angestrebt wurden. Maßhalten und Askese gehörten zu einem religiösen Leben. Von südlich der Alpen schwappten die Ideen der Bettelorden nach Norden und zusammen mit der religiösen Fraueninitiative kam es zu einer großen vielfältigen Bewegung. Eine Rückkehr zum Evangelium wurde gefordert, ein einfaches Leben in Armut nach dem Vorbild Jesu und seiner Apostel galt als christliches Leben. Elisabeth, eine Fürstin, folgte dem armen und gekreuzigten Christus nach, radikal und viele Menschen vor den Kopf stoßend. Sie kümmerte sich eigen-händig um Arme, Kranke und Benachteiligte, sie verteilte Nahrung, Kleidung, Geld, stiftete Spitäler. Sie verzichtete auf luxuriöse Kleidung, auf unrechtmäßig erworbene Nahrung, lebte am Ende ihres Lebens freiwillig in Armut. Für sie war die Nachfolge Christi ihr großes Ziel. Sie lebte uns Haltungen vor, die sich bis heute für einen zukunftsgebenden Lebensstil als wichtig herauskristallisieren z.B.: die Hinwendung zu den Armen, der Verzicht und die Änderung des eigene Konsumverhaltens oder das Teilen des Reichtums und der Macht.
Wir heute leben in einer anderen Zeit mit anderen Herausforderungen und Vorstellungen. Papst Franziskus ist die Welt, das Miteinander, die Zukunft und unsere Verantwortung als Christen und aller Menschen guten Willens ein Anliegen. Er warnt in seinen Enzykliken vor einem Weiter so in unserem Tun. In seiner Sozialenzyklika "Fratelli tutti" wirbt er für ein Modell geschwisterlichen Handelns, für eine bessere, gerechtere und friedlichere Welt. Geschrieben wurde die Enzyklika in der Zeit der Pandemie und einer großen Unsicherheit. Themen sind die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Beziehungen der Menschen und die Hoffnung darauf, dass "wir den Sprung hin zu einer neuen Lebensweise schaffen", dass wir die "gemeinsame Leidenschaft für eine zusammenstehende und solidarische Gemeinschaft wieder erlangen, der man Zeit und Güter widmet." Alle Menschen haben die gleiche Würde. Aber unser Lebensstil ist auf unsere eigenen Bedürfnisse bezogen. Oft herrschen eine gefährliche Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden anderer und eine Geringschätzung der Armen und deren Kultur oder eine ablenkende Zerstreutheit. Papst Franziskus ruft uns auf, uns einzusetzen für eine neue Gesellschaft, die das Gemeinwohl erstrebt. Wir müssen so werden wie der barmherzige Samariter, wir können da auch an die heilige Elisabeth denken, die sich der Zerbrechlichkeit und Not des anderen annimmt, die sich dem verletzten Menschen nähert, sich hinunterbückt, die Wunden berührt und heilt und nicht den Blick abwendet. Jeden Tag stehen wir vor der Wahl, ob wir gleichgültige Passanten sind oder barmherzige Samariter. "Wir sind zur Fülle geschaffen, die man nur in der Liebe erlangt. Wir können nicht zulassen, dass jemand am Rand des Lebens bleibt. Es muss uns empören und beunruhigen" Papst Franziskus wirbt dafür, dass wir nicht in Hoffnungslosigkeit versinken im Angesicht des vielen Leidens, der Kriege, des Hungers, der Ungerechtigkeit, der Katastrophen, sondern uns einsetzen und konkret handeln für uns und für die Welt, die uns umgibt und erhält und uns zusammenschließen zu einem solidarischen Wir.
Die heilige Elisabeth von Thüringen kann uns dabei ein Vorbild sein.
Brigitte Neyer-Strohmaier
Vorsitzende CKD-Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart