Sehr zur Freude der Veranstalter war die Jahreshauptversammlung des Forum Caritas-Ehrenamt mit 50 Teilnehmern so gut besucht wie lange nicht. Andrea Daum / Caritasverband für die Diözese Speyer
Für ihn sei der Tag ein einziger Tag der Freude, stellte Domkapitular Karl-Ludwig Hundemer, der Vorsitzende des Caritasverbandes für die Diözese Speyer bei der Jahresversammlung des Forums Caritas-Ehrenamt fest. Mit 50 Teilnehmern war die Veranstaltung im Nardinihaus in Pirmasens, bei der sich die Teilnehmer intensiv mit dem Caritas-Jahreskampagne "Sei gut, Mensch!" auseinandersetzten, so gut besucht wie seit Jahren nicht.
"Sei gut, Mensch" und 100 Jahre Caritasverband für die Diözese Speyer
"Liebe Gutmenschen", begrüßte Hundemer die Teilnehmer und erntete Lächeln auf Seiten der Caritas-Ehrenamtlichen. Die bundesweite Caritas-Kampagne 2020 verknüpfte Domkapitular Karl-Ludwig Hundemer, der Vorsitzende des Caritasverbandes für die Diözese Speyer in seiner Rede bei der Jahresversammlung des Forum Caritas-Ehrenamt mit dem Jubiläum des Caritasverbandes Speyer. Er drückte er seine volle Überzeugung aus, dass es ohne Gutmenschen im positiven Sinn keinen Caritasverband Speyer gebe, der vor 100 Jahren gegründet wurde. Das Wort Gutmensch, das in der Gesellschaft oft in einen negativen Kontext gesetzt wird, empfinden die Ehrenamtlichen, die sich in der Caritas engagieren, nicht als Schimpfwort. Es ist ihr Anliegen, als Mensch Gutes für andere Menschen zu tun: Als Trostspender bei Besuchen im Altersheim, bei Trauerbesuchen, als Helfer in der Krabbelgruppe und bei vielen anderen Gelegenheiten, wie Rita Merkel (Germersheim) vom Leitungsteam des Forum Caritas-Ehrenamt feststellte.
Rita Merkel leitete stellvertretend für den erkrankten Manfred Traub, Vorsitzender des Forums Ehrenamt, gemeinsam mit Christiane Arendt-Stein (Referat Gemeindecaritas im Caritasverband für die Diözese Speyer) die Versammlung. Die Caritasarbeit bringe die ehrenamtlich engagierten Menschen auch im Glaubensleben weiter, stellte Merkel fest. "Gutes tun weckt Glücksgefühle", verwies sie auf Studienergebnisse.
Glücksgefühle hatten bei der Jahreshauptversammlung auch die Ehrenamtlichen selbst. "Hierher zu kommen, sich mit anderen austauschen können, tut immer gut", sagte eine Teilnehmerin. Das zu ermöglichen, dabei ein Netzwerk bilden, das hilft, die ehrenamtliche Arbeit zu erleichtern, ist unter anderem ein Anliegen des Leitungsteams des Forums Caritas-Ehrenamt, wie dessen Mitglieder - neben Merkel und Traub noch Elisabeth Reis (Ludwigshafen), Christiane Stolle (Rutsweiler/Glan) und Karl-Heinz Ochs (Otterbach) bei der Bilanz der Forumsarbeit verdeutlichten.
Ehrenamtliche Arbeit über Geschichten begreifbar machen
Die verschiedenen Aspekte der bundesweiten Kampagne "Sei gut, Mensch!" boten viel Stoff für Diskussion und Auseinandersetzung. Andrea Daum / Caritasverband für die Diözese Speyer
Ein ganz besonderer Gutmensch, Klaus Böhm aus Landau, war Teilnehmer der Jahreshauptversammlung. Ihn lernten die Teilnehmer zunächst als Darsteller in einem der Filme zur Caritas-Jahreskampagne kennen. Trommelgruppe, Kochen mit Senioren sind unter anderem die Angebote, die Böhm ehrenamtlich gestaltet und mitgestaltet. Er habe beim Film zunächst nicht mitmachen wollen, berichtete Böhm. Aber die Reaktionen darauf zeigen ihm, dass es wichtig und richtig war, über die ehrenamtliche Arbeit, die geleistet wird, in dieser Form zu berichten: weil sie Menschen anspricht.
Das sei etwas ganz Wichtiges, stellte Ulrich Böll, Projektreferent der Caritas-Konferenz Deutschland - Netzwerk von Ehrenamtlichen, fest. Neudeutsch heiße das Storytelling - Geschichte erzählen also. Über das Erzählen von Geschichten werde ehrenamtliche Arbeit sich- und begreifbar. Damit verdeutlichte Böll, dass das, was Karl-Ludwig Hundemer, der auf die Gründung des Caritas-Verbandes Speyer vor 100 Jahren und die Vorläufer dieser Grünung eingegangen war, als einen von drei wichtigen Grundsätzen für die Arbeit eines Caritas-Verbandes genannt hatte: Publizieren sei im Prinzip zu verstehen als "rausgehen und über das berichten, was getan wird".
Workshops laden zur Auseinandersetzung mit Aspekten des Gutmenschen ein
Dass das auch negative Reaktionen hervorrufen kann, greift die Caritas in ihrer Jahreskampagne auf. Mit dem Wort Gutmensch, im negativen Sinn, wurden auch schon viele Ehrenamtliche belegt. Das zeigte sich in den drei Workshops, in denen sich die Teilnehmer intensiver mit Aspekten des Gutmenschen auseinandersetzten. Unter dem Titel "Haltestelle Mensch - Nächstenliebe leben" hatte Ulrich Böll die Frage aufgeworfen: "Was heißt Nächstenliebe heute?". Er verwies auf die sieben modernen Werke der Barmherzigkeit, zu denen unter anderem gehört anderen zuzuhören, sie zu besuchen, für sie zu beten oder mit ihnen zu teilen.
Dass sich in einer sich verändernden Gesellschaft, in einer zunehmend digitalisierten Welt, auch die Nächstenliebe in neuen Formen äußert, sei eine logische Entwicklung. Statt bei "Tafeln" Essen an Bedürftige zu verteilen, kann bei Food-Sharing-Projekten Essen gerettet werden. "Im Grunde wird das gleiche gemacht, aber es wird eine andere Geschichte erzählt und dadurch werden auch neue Gruppen von Menschen, die bereit sind zu helfen angesprochen", zeigte Böll auf. Ein anderes, modernes Beispiel seien Repair-Cafés. Wichtig sei das Wort Gutmensch positiv klingen zu lassen, unterstrich Böll. Zum Beispiel durch den Satz: "Lass uns Gutes, Mensch".
Wie mit negativen Reaktionen umgehen
Gutes tun auf jeden Fall die Ehrenamtlichen in der Caritas. Allerdings gibt es auch negative Reaktionen auf das Engagement: Wer sich zum Beispiel in der Flüchtlingsarbeit engagiert, wird auch schon mal mit Drohbriefen konfrontiert, als Moralapostel angesehen oder als jemand, der die rosarote Brille aufhabe.
Wie man damit umgehen kann, erarbeitete Martina Gemmar mit einer Gruppe. Werde man als Gutmensch bezeichnet, helfe es oft schon denjenigen, der einen so bezeichnet zu fragen: "Wie meinst du das jetzt". Oft komme dann nichts mehr. Aber es kann auch ein Einstieg in einen Dialog sein. Ein Schlüssel sei, vorbereitet zu sein, sich klar zu machen, warum man ehrenamtlich arbeitet. Weil es einfach Spaß macht oder weil man viel zurückbekommt. Man müsse sich aber auch nicht immer rechtfertigen, lautete eine weitere Erkenntnis.
Nächstenliebe leben: Darüber tauschten sich unter anderem die Teilnehmer bei der Jahresversammlung Forum Caritas-Ehrenamt aus. Andrea Daum / Caritasverband für die Diözese Speyer
Teilnehmer stellten sich die Frage, wann es ihnen leicht falle, mitmenschlich zu sein. Es falle leicht, wenn gemeinsam im Team gearbeitet werde, wenn klar ist, was zu tun ist, bilanzierte Christiane Arendt-Stein. Wichtig sei, dass den Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, gute Strukturen geboten werden und Transparenz herrsche. Wertschätzung sei ein ganz wichtiger Punkt.
Sich ehrenamtlich engagieren, das kann dazu führen, dass die Menschen Segensorte für sich entdecken. Marius Wingerter, beim Bischöflichen Ordinariat für pastorale Grunddienste und Gemeinde-Caritas zuständig informierte die Teilnehmer über den Visionsprozess in der Diözese Speyer. Segensorte entdecken bedeutet, Orte erleben, die für Menschen, Augenblicke und Begegnungen stehen, die Gottes guten Plan für die Welt erkennen lassen.
Text und Bilder: Andrea Daum für den Caritasverband für die Diözese Speyer