Corona-Begegnungen
Foto: Gerda Dilger
Corona hat so viel verändert. Vieles davon erleben wir große Einschränkung und wünschen uns sehnlichst das Bisherige zurück. Doch manches begeistert und es entsteht der Wunsch "Weiter so!".
Die Buchbergstrasse in Bermatingen, wo wir wohnen, war früher der Postweg von Paris nach Wien. Die Postkutschen nutzen ihn und ebenso viele Händler für ihren Fußweg.
Vor Jahren fanden noch Flurprozessionen von Bermatingen nach Wangen bei Markdorf statt. Heutzu-tage sind überwiegend Sportler, Radfahrer, Spaziergänger und Landwirte da unterwegs. Ein Kreuz, das sogenannte Pestkreuz säumt den Weg. säumt noch heute den Weg. Unterm Kreuz befinden sich auch eine Sitzbank und ein beliebtes Geo-Caching-Versteck.
Aus Markdorf kam viele Jahre lag der alte Herr Maier mit seinem Hund und pflanzte Blumen an. Wir trafen uns, pflegten gemeinsam den Blumenschmuck und führten dabei viele Gespräche. Er verstarb im Frühjahr an Krebs. Mein Mann und ich pflegen das Kreuz und die Bepflanzung weiter.
Und was hat das mit Corona zu tun?
Corona hat vieles verändert. Die Besuchsdienste finden derzeit nicht mehr so wie gewohnt statt. Bei schönem Wetter bietet sich ein Spaziergang zu diesem nahegelegenen Feldkreuz an.
Manche Leute haben in der Zwischenzeit den Dreh bzw. die Uhrzeit raus, wo - wann- wer - ... vorbei-kommt. Man trifft sich dort mit Wanderstock, mit dem Kinderwagen, mit dem Hund oder dem Fahrrad - ohne Maskenpflicht und Hygienemittel. Tauscht Neuigkeiten, Sorgen, Nöte aus und spricht von den Verstorbenen mit Blick aufs Kreuz.
Es treffen sich junge Liebespaare, oder Handwerker zur Vesper-Mittagspausen. Es finden kleine Tierbeerdigungen mit liebevollem gebasteltem Kreuz statt.
Man glaubt nicht - was alles unter dem Kreuz gschwätzt wird!?
Gerda Dilger
Bermatingen, Juni 2021