Besuche Geburtstag

"Endlich kommt mal jemand von der Kirche zu mir", diesen Satz höre ich immer mal wieder, wenn ich mich telefonisch bei einem Geburtstagskind unserer Kirchengemeinde anmelde.

Um es gleich vorweg zu sagen: Ich besuche diese betagten Menschen sehr gerne. Zu vielen meiner Geburtstagkinder komme ich schon seit vielen Jahren und mein Besuch wird oft schon erwartet. Es kann sein, dass bereits der Kaffeetisch gedeckt ist oder ein Gläschen Sekt bereit steht.

Viele Menschen wollen aber auch nur über Alltägliches sprechen oder es gibt Dinge, die sie persönlich bewegen und endlich hört jemand zu. Immer wiederkehrende Gesprächsthemen sind unser Papst Franziskus und das Zölibat.

Ich bin so vielen freundlichen, aufgeschlossenen Menschen begegnet, dass ich die wenigen, die die Türe nicht geöffnet haben, eigentlich vernachlässigen kann. Obwohl ich mir schon Gedanken mache: "Was bringt einen Menschen dazu, nicht einmal einen Geburtstagsglückwunsch entgegenzunehmen?

Gerne denke ich an den 75-Jährigen, der in seinen Garten ging, eine herrliche Rose abschnitt und sie mir dann überreichte. Anschließend holte auch noch seine Mundharmonika hervor, um mir zur Freude ein Liedchen zu spielen.

Dieses sind wirklich rührende und bewegende Momente. Dann gibt es die Menschen, die ich ganz einfach bewundern muss, wie die 85-jährige Oma die dreimal die Woche mit der Stadtbahn ein paar Ortschaften weiter fährt. Dort führt sie für die berufstätige Tochter den Haushalt, kocht, isst mit der ganzen Familie zu Mittag und kehrt nach getaner Arbeit glücklich und zufrieden wieder in ihre kleine Wohnung zurück.

Spaß macht auch der Besuch bei einem 89-Jährigem, der sich seit ca. 40 Jahren tagtäglich in aller Frühe mit Freunden zum Schwimmen trifft und natürlich topfit ist − sowohl im Geist, als auch im Körper - und mich immer mit einem Handkuss verabschiedet.

Ich durfte schon viele interessante Geschichten hören. Es ist unfassbar, was so manche Menschen in ihrem langen Leben alles erlebt haben. Es gibt Frauen und Männer, die schwere Schicksalsschläge einstecken mussten und dennoch ihr Leben mit seelischen Leiden, körperlichen Qualen oder finanziellen Einschränkungen bewundernswert meistern. Diese Besuche berühren ganz besonders und machen betroffen. Einfach nur Zuhören kann hier schon eine kleine Hilfe für die "Geburtstagskinder" sein.