Kranke besuchen – Ulla Kampmann bringt Zeit und bekommt innere Freude und Dankbarkeit
Was damals revolutionär war, ist es heute teilweise leider immer noch, denken wir an die Stigmatisierung bestimmter (insbesondere psychischer) Krankheiten. Die Grünen Damen und Herren verrichten ihren Dienst, um den Patientinnen und Patienten ein wenig Barmherzigkeit zu gewähren. Eine von ihnen ist Ulla Kampmann.
Ulla Kampmann ist eine Frau, die auf ein intensives Leben mit vielen Höhen und Tiefen zurückblicken kann. Beruflich war sie jahrelang in der Leitung ihres Betriebes tätig. Wenn sie dort Probleme bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sah, versuchte sie zu helfen. Neben einigen Verlusterfahrungen war der größte Tiefpunkt der plötzliche, wie unerwartete Tod ihres Sohnes im Jahr 2016. Ihre Überzeugung, dass Gott ihr genügend Kraft gibt, um mit dem Leid umzugehen, das sie trifft, half ihr, die Situation zu durchstehen. Doch sie fragte sich auch: Was kann ich daraus lernen? "Es ist etwas Schönes, zu wissen, dass wir immer dazulernen können", lächelt sie heute.
Sie ist eine Frau mit einer positiven Ausstrahlung. "Ich habe überlegt, wo ich hinmöchte und wo ich gebraucht werde. Zu diesem Zeitpunkt erschien ein zweiter Aufruf des Mariannen-Hospitals Werl in der Tageszeitung. Es wurden noch Damen oder Herren für den Besuchsdienst gesucht. Im Jahr zuvor hatte sich die christliche Krankenhaus-Hilfe im Mariannen-Hospital gegründet. Das sprach sie an. "Ich kann sehr gut zuhören und bringe eine innere Gelassenheit mit", erzählt sie im ruhigen Ton. "Ich überlegte auch, in die Sterbehilfe zu gehen, aber ich dachte mir: Krankenhaus - da gehörst du hin. Jetzt freue ich mich - wenn Corona vorbei ist - jede Woche auf meinen Dienst."
Wenn sie das Krankenhaus betritt, begrüßt sie im Foyer ein von Thomas Jessen gestaltetes vielteiliges Bild, das die Worte enthält:
Ich war krank und ihr habt mich besucht
(Mt. 25,36)
Diese Worte begleiten ihr Tun.
Ihre religiöse Motivation wird immer wieder deutlich: jeder Mensch ist gottgewollt, das Gefühl, gelenkt zu werden und dadurch am Ende das Richtige zu tun, das Gebet als Kraftquelle, der Blick für die Nöte der Menschen. Doch hält sie sich damit im Krankenzimmer zurück. "Es geht in erster Linie darum, Zeit mitzubringen und den Patienten/ die Patientin in den Vordergrund zu stellen. Ich höre hauptsächlich zu, wenn sie über ihre Ängste (bevorstehende OP, Krankheitsbild), Sorgen, Nöte (durch Krankheit bedingt) sprechen."
n bestimmten Stellen versucht sie, die Menschen aus ihren negativen Gedanken heraus zu holen. Ein Gespräch dauert so lange wie es dauert. "Und wenn ich dann nur mit wenigen oder vielleicht auch nur mit einem Kranken spreche, dann ist das so." Dadurch können die Gespräche eine ungeahnte Tiefe erreichen. Wenn die Patienten/Patientinnen am Ende sagen: ach, das hat mir gut getan, das war nett, oder ich bin nächste Woche noch da, kommen sie mich da auch besuchen?, dann verspürt sie innere Freude, dass sie durch ihre Worte Trost geben konnte.
Ein Besuch bleibt ihr besonders in Erinnerung. Sie führte ein längeres Gespräch mit einem Patienten mit türkischen Wurzeln. Dass er ihr am Ende seine Hand reichte, ist bis heute ein ganz starkes Symbol der Wertschätzung, das sie innerlich strahlen lässt.
"Ich möchte einfach mit meinem Besuch zum Heilungsprozess beitragen. Gleichzeitig lehrt mich der Dienst auch Dankbarkeit für alles, was ich habe."
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