Bernhard Hatt
Vor einiger Zeit bin ich mit einer langjährigen Besuchsdienstmitarbeiterin einer CKD-Gruppe ins Begegnungsgespräch gekommen. Beim gemeinsamen Weitergehen erzählte sie mir, dass sie vor vielen Jahren als junge Mutter eine dringend benötigte Erholungskur mitmachen konnte. Diese wurde vom örtlichen Caritasverband vermittelt und neben ihrer Krankenkasse auch aus Sammlungsmitteln des Müttergenesungswerkes bezuschusst. Die Kur hat ihr in ihrer da-maligen Situation offensichtlich sehr nachhaltige Hilfe und Unterstützung gebracht, da sie selbst nach so langer Zeit sich noch an viele Einzelheiten und positive Erlebnisse erinnerte.
Ab diesem Zeitpunkt - so sagte sie mir - habe sich ihr Verhältnis zu den damals noch üblichen Haus-zu Haus-Sammlungen des Müttergenesungswerkes und der Caritas grundlegend verändert und sie habe sich nach ihrer Familienphase dann selbst im örtlichen Besuchsdienst engagiert. Zu wissen und erfahren zu haben, wie gut finanzielle, psychologische und psycho-soziale Hilfe ankommt, habe sie selbstbewusst gemacht, auch bis heute noch im Besuchs-dienst mitzuwirken.
So hat jede(r) Mitarbeiter(in) in den CKD-Ortsgruppen eine eigene Zugangsmotivation und bringt die eigene Lebensgeschichte mit. Dies führt zu einer großen Vielfalt und einem unersetzlichen Erfahrungsschatz in den Gruppen. Neben dieser Unterschiedlichkeit waren aber auch die Zusammengehörigkeit und die gegenseitige Anteilnahme wichtige Elemente für eine funktionierende Gemeinschaft Gleichgesinnter.
Als hauptamtlicher Mitarbeiter in der Caritas habe ich viel von dieser positiven Unterschiedlichkeit profitiert. Jede der Gruppierungen in unserem Dekanat hatte ihr eigenes unverwechselbares Profil - verbunden mit einem sicheren Gespür für die Notwendigkeiten vor Ort. Keine andere Gruppierung hatte durch die Geburtstags- z. T. auch Kondolenzbesuche einen so kontinuierlichen und vor allem persönlichen Kontakt zu den älteren Menschen in ihrer Pfarrgemeinde. Auch die Begrüßung von Neuzugezogenen - manchmal schwierig, meistens durch-aus bereichernd - zeigte, das einladende Gesicht von Kirche vor Ort. Hinzu kamen unter-schiedliche soziale Projekte mit kirchlichen oder anderen sozialen Akteuren vor Ort. Wie unabdingbar und lebensnotwendig zuverlässige soziale Kontakte sind, haben uns die zurückliegenden Monate gezeigt.
Erfreulicherweise werden an verschiedenen Orten neue Formen für persönliche Begegnung und soziales Engagement unter den sich verändernden Rahmenbedingungen erprobt und ausgewertet.
Es kann also weitergehen, selbstbewusst für andere da zu sein.
Bernhard Hatt
Vorsitzender CKD-Diözesanrat Freiburg e.V. seit 2019
Bermatingen, im Mai 2021