Maria Paschke
CKD-Gruppe - Beheimatung, Ort und Motivation vielfältigen Engagements
Wenn ich an die Anfänge unseres "neuen Lebens" in Westdeutschland und mein Ankommen in Obersasbach denke, so sind diese Erinnerungen untrennbar mit der Caritasgruppe Obersasbach verbunden.
Die Caritasgruppe Obersasbach war für mich, damals 1988 als Zugezogene aus dem "Osten" und insbesondere die damalige Leiterin der Gruppe Anita Ringwald von ganz großer Bedeutung. Sie und die Mitarbeit in der Gruppe haben mir geholfen, ziemlich schnell eine neue Heimat zu finden. Als "Ostdeutsche" mit dem so ganz anderen Dialekt rannte man in der da-maligen Zeit bei den Badenern ja nicht gerade offene Türen ein. Aber mit den Frauen in der Caritasgruppe war das ganz anders. Hier fühlte ich mich "geistig" zuhause, wurde aufgenommen und angenommen, so wie ich war. Ich kannte Caritasgruppen in der ehemaligen DDR, denn dort war ich schon als Jugendliche engagiert. Da, wo ich herkam gab es auch Besuchsdienste, im Advent Adventssingen und Plätzchen für alte Leute und auch Straßensammlungen für die Caritas waren mir vertraut.
Anfangs noch mit etwas Unsicherheit, die ich aber bald ablegen konnte, machte ich mit bei-den Besuchen im Krankenhaus und bei den Hausbesuchen zu Geburtstagen, zu Ostern und im Advent. Ich freute mich auf die gemeinsamen monatlichen Gruppen-Treffen in Obersasbach, auf das Zusammensein mit den anderen ehrenamtlich tätigen Frauen. Es war die Gemeinschaft, die gemeinsamen Aktivitäten, sei es aus religiösem Anlass, wie die Maiandachten, die jährlichen Alten- und Kranken-Wallfahrten nach Maria-Linde, die wir für alte, einsame und pflegebedürftige Menschen der Gemeinde organisierten und begleiteten, die Elisabethfeiern im November, die Fahrdienste zum Gottesdienst oder eher weltliche Aktivitäten wie Kuchen backten für den Cafénachmittag an Allerheiligen, Singen mit alten Menschen im Pflegeheim, die Haus- und Straßensammlung … u.v.m.
Ich glaube, dass durch das Wirken unserer Gruppe, Caritas sehr intensiv und nah für viele Menschen aus unserer Gemeinde spürbar war - und noch immer ist. Die kranken und alten Menschen, die regelmäßig besucht werden - jetzt in Corona-Zeiten leider nicht - dafür gibt es Briefe, Karten, Aufmerksamkeiten, die abgegeben werden oder Telefonanrufe … - erleben auf diese Weise, dass andere in der Gemeinde an sie denken und sie zur Pfarrgemeinde da-zugehören.
Dass dies auch in Corona-Zeiten, wenn auch auf andere Weise weitergeht, und wir auch untereinander in Verbindung bleiben, dafür sorgt mit viel Einsatz und Umsichtigkeit unsere Gruppenleiterin Ingeborg Bruder.
So findet jede mit ihren Talenten und Fähigkeiten eine Aufgabe in der Gruppe, durch die sie für andere da sein kann. In meinem Fall war es so, dass ich aus gesundheitlichen Gründen im Laufe der Jahre immer weniger Besuche machen konnte. Dafür aber hatte ich im Umfeld der Caritas ein breites Feld, meine kreative Ader zu entfalten: Kerzen verzieren, Karten für alle möglichen Anlässe selbst zu gestalten, alles machbar von zuhause aus. Jahrelang haben wir mit unserer Caritasgruppe "Kerzen verzieren" angeboten - beim Ferienprogramm der politischen Gemeinde für Kinder und das Kreativprogramm im Martinsclub für psychisch erkrankte Menschen mitgestaltet.
Unvergesslich auch die Ausflüge, die wir mit anderen ehrenamtlich engagierten Caritasmitarbeiter(inne)n aus anderen Gruppen auf Dekanatseben erlebten. Ganz besonders erinnere ich mich an den Zwei-Tagesausflug an die Mosel nach Trier und Maria Laach. Ein unvergessliches Erlebnis waren für mich und meinen Mann - Partner waren bei dieser Reise auch eingeladen - die mehrtägige Pilgerfahrt im Jubiläumsjahr der hl. Elisabeth im Jahr 2007 nach Thüringen zur Wartburg in Eisenach, nach Erfurt und ins Kloster Helfta.
Durch diese und andere Treffen auf der Dekanatsebene habe ich viele weitere Menschen kennengelernt. Ich habe im Austausch erfahren, wie es anderen in und mit ihrem Engagement geht. Es hat mich in meinem Tun bestärkt. Wir haben uns als größere Gemeinschaft er-lebt, haben in Fortbildungen Neues erfahren und Impulse für unsere ehrenamtliche Arbeit bekommen.
Bei einem der Ausflüge habe ich Luitgard Kunz aus unserer Gruppe näher kenngelernt. Dar-aus ist eine Freundschaft entstanden, die bis heute andauert. Als ich dann gefragt wurde, ob ich mir vorstellen könnte, Dekanatssprecherin für die CKD-Gruppen im Dekanat Acher-Renchtal zu werden, habe ich sofort an Luitgard gedacht. Wir beide stellten uns für die Wahl zur Verfügung.
In einer Kooperations-Vereinbarung mit dem Caritasverband Acher-Renchtal e.V. wurde uns Unterstützung und fachliche Begleitung zugesagt und so kam es, dass ich seit 2005 zusammen mit Luitgard Kunz und Hildegard Grosch, Sozialarbeiterin beim Caritasverband, die Ge-schicke des CKD-Dekanatsverbandes Acher-Renchtal mit begleiten darf. Mich berührt immer neu, wie zahlreich die ehrenamtlich tätigen Caritasfrauen und -männer zu den Treffen kommen und wie wir uns gegenseitig stärken können.
Auch hier freue ich mich, wenn ich den Sitzungsraum einladend dekorieren, einen geistlichen Impuls vorbereiten oder auch meine humorvolle Seite einbringen kann - einmal erschien ich bei einem Treffen in der Fastenzeit als Pastor und sorgte für eine heitere Atmosphäre - als man mich erst auf den zweiten Blick erkannte.
Mich noch einmal auf ein für mich neues Arbeitsfeld - die Mitarbeit im CKD-Diözesanrat (Amtsperiode von 2017 - 2020) - einzulassen, verdanke ich der Motivation durch die ehemalige CKD-Diözesangeschäftsführerin Mathilde Roentgen.
So bin ich an den Aufgaben, die mir in all den Jahren zugetraut wurden gewachsen. Es waren vielfach die caritativen Mitarbeiter(innen), die mit mir in der gleichen Grundgesinnung - anderen Menschen Zuwendung, Hilfe und Freude zu schenken, dort wo sie es brauchten - unterwegs waren und mich gerade in den schweren Zeiten meines Lebens mitgetragen haben.
So erlebte und erlebe ich ehrenamtlich, selbstorganisierte Caritas als Segen, nicht nur für die Menschen vor Ort, sondern auch ganz persönlich für mich.
Dass dies auch in Zukunft so bleiben möge, gerade in den beabsichtigten Großpfarreien, dass es Menschen vor Ort gibt, die nah bei ihren Nöten sind, dass es hauptamtliche Ansprechpartner(innen) in Pastoral und Caritasverband gibt, die uns Ehrenamtliche begleiten, das wünsche ich mir von Herzen und diese Hoffnung stärkt mich, motiviert mich, macht mich zuversichtlich!
Maria Paschke
Sprecherin CKD-Dekanatsverband Acher-Renchtal
Obersasbach, Juni 2021