Auf den Spuren von Vincenz von Paul und Louise de Marillac - Pilgerreise nach Paris vom 28.09. – 02.10.2017
Anlass war das 400-jährige Jubiläum der ersten Caritasgruppe (1617). Urheber dieser Bewegung waren Vincenz von Paul und Luise von Marillac - die wir so besser kennen lernten. Es wurde eine Reise in eine Vergangenheit, die bis heute wirkt!
Die "Mischung" der Pilgerinnen und Pilger aus ehrenamtlich und hauptberuflich Tätigen war ideal; gerade so, wie man es sich im Alltag wünscht. In unserem Rückblick können wir nur bruchstückhaft etwas erzählen von der überwältigenden Fülle der erlebten Eindrücke und erfahrenen Freundschaften!
Die ersten beiden Tage waren Fahrt- und Kathedralentage. In Reims und Chartres überraschten uns Monumente und Dokumente in Stein gehauenen Glaubens, hoch getürmt in mächtigen Gotteshäusern. Regelrecht befreiend nach langer Fahrt erlebten wir die spielerische Freude der lächelnden Engel und die feingliedrigen Säulen der Kathedrale Notre Dame in Reims. Anders, aber fast noch beeindruckender war die Begehung der Krypten mit den mächtigen Fundamenten und Gewölben am nächsten Tag in der Kathedrale von Chartres. Das alles gestaltet und geschaffen auf Zukunft hin von Baumeistern und Handwerkern, die gewiss das Endergebnis ihrer Arbeit nicht mehr erlebten.
Im achtsamen Begehen des großen Bodenlabyrinths in der Kathedrale von Chartres konnten auch wir dann Schritt für Schritt unser eigenes Leben einer noch unbekannten Zukunft anvertrauen. So sollen die lebendig wirkenden Steinbauten, die alle Zerstörungen überstanden haben, auch uns ein kraftvolles Zeichen der Hoffnung und des Glaubens sein.
In den beiden Heiligen hat sicher dieser Geist gelebt; denn ohne schicksalhafte Wendungen und Wandlungen waren ihre Lebenswege nicht. Vincenz von Paul, ein Priester und Emporkömmling aus armer Familie, musste Höhen und dramatische Tiefpunkte erleben, ehe er in den Ärmsten Christus entdeckte. In den Menschen am Rande wollte er IHM dienen. Der Leitgedanke war: "Liebe sei Tat!" Als wacher Realist erkannte er bald, dass anderes nötig war neben den hilfreichen Einzelaktionen des spontanen Mitleids. Vor allem stützende Hilfe, die Begleitung und das Dabeibleiben konnten den Bedürftigen dauerhaft wieder Selbstwert geben. Das war eine neue Sicht, nachhaltig und kompetent mit Planung und Organisation, geradezu eine moderne Strategie!
Dieser professionell anmutende Caritasgedanke machte Schule. In der Witwe Luise von Marillac fand und förderte Vinzenz eine ähnlich denkende Helferin. Sie stammte ebenfalls aus ärmlichem Milieu und wusste um die Not der verlassenen Frauen und Kinder. Ihr folgten einige Frauen auf dem Weg zu den Bedürftigen und Kranken. In den Notleidenden vor Ort suchten beide Christus und konnten so vorausschauend auch Leitungsaufgaben weiter geben. Die Zukunft vor Augen wurden Regeln formuliert, um eine kontinuierliche Planung zu ermöglichen - mit Erfolg. Bis heute gibt es Ordensleute und Laien in der so genannten Vinzentinischen Familie, zu der auch wir in den Caritas-Konferenzen in dem Netzwerk der Ehrenamtlichen gehören.
Mit diesen Gedanken suchten wir am Samstag zuerst zu Fuß oder per Bus den Weg zur letzten Ruhestätte des heiligen Vinzenz. In einem sozial ärmeren Viertel der Riesenstadt, hinter einer normalen Häuserfront verborgen, steht die Chapelle Saint-Vincent-de-Paul. Die Hl. Messe dort und die gut gedolmetschte lebendige Führung trösteten uns etwas hinweg über den Einrichtungsstil der Kirche und die Art der Aufbahrung des Heiligen.
Dann aber konnten wir aufatmen beim Empfang in einer aktiven, ehrenamtlichen Frauengruppe in einer privaten Wohnung. Die Gruppe nennt sich "Dames de la Charité", sie gehört wie die Caritas-Konferenzen zur Association Internationale des Charités (AIC). Wir waren gleich wie zu Hause. Sehr herzlich, aufmerksam und geschwisterlich waren wir willkommen! Mit lebhafter Gestik und durch die Übersetzungskunst unserer Leiterin, Dorothea Welle, kam es schnell zu einem herrlich lebendigen Austausch über die unterschiedlichen Aufgaben im Einsatz für die Bedürftigen. In froher Gastfreundschaft führten uns die "Dames de la Charité" mit vielen Hinweisen zu Fuß bis zum nahen Eiffelturm. Abend geworden, beschenkte uns der Busfahrer noch mit einer tollen Rundfahrt durch das Lichtermeer der Innenstadt!
Die sonntägliche Eucharistiefeier mit Pater Scherer SJ und Pfarrer Saum führte uns noch einmal zum Kern unseres Glaubens und in intensiver Gemeinschaft zusammen. Später ging es dann als Fußmarsch zum letzten Ziel, dem Mutterhaus der Vinzentinerinnen. Dort informierte uns ein obligatorischer Filmvortrag über das Leben der heiligen Katharina Laboure, ihre Marienerscheinungen sowie die wundertätige Medaille. In der dortigen Chapelle Notre Dame de la Médaille Miraculeuse sind die heilige Katharina Laboure aufgebahrt und das Herzreliquiar von Vinzenz von Paul zur Verehrung ausgestellt.
Der Rest des Nachmittags wurde je nach Interesse separat genutzt. Für uns war es die Suche nach der als Geheimtipp genannten Metrostation "arts et metiers". Wegen einer Baustelle konnten wir dann gut die Gelassenheit der Menschen im rasenden Metroverkehr der Vielvölkerstadt bewundern.
Zusammenfassend sagen wir ein herzliches Vergelt’s Gott für die so gut vorbereitete Wallfahrt mit der fürsorglichen Begleitung. Vor allem auch danke für die so offenen Gesprächsrunden! Die gemeinsamen Tagesrückblicke, die geistlichen Impulse, der Austausch der vielfältigen Erfahrungen sowie die Hoffnungen und Erwartungen für die konkrete Praxis im sozialen Dienst haben uns gestärkt!
Der Erzbischof Hermann Stiftung sowie dem CKD-Diözesanverband Freiburg e.V. danken wir für die finanzielle Unterstützung der Wallfahrt.
Jetzt wieder zu Hause dämmert die Erkenntnis: Wir sitzen zwar nicht wie Vinzenz in der Galeere aber alle im "gleichen Boot" und wollen in die gleiche Richtung rudern. Voll Vertrauen wie die Steinmetze und Baumeister, wie die uns nahe gekommenen Heiligen wollen auch wir am Reich Gottes Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein! Die Straße wartet!
Gertrud Peters und Karl Röhrlich
Caritas-Konferenz St. Bonifatius, Mannheim Neckarstadt-Ost